Kapitel 1: Willkommen zur Xenaconvention

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AMPHIPOLIS, CYRENES TAVERNE

HERCULES:
„Bist du Minya? Die mir die Einladung geschickt hat?“

MINYA:
„Ja, die bin ich... entschuldige, dass ich mich nicht vorgestellt habe.“
(stolz)
„Außerdem bin ich die erste Vorsitzende des nationalen Xenafanclubs, Schriftführerin,
Kassenwart und bringe jeden Monat eine neue Schriftrolle für die Fans heraus.“


HERCULES:
(zieht die Augenbrauen hoch)
„Du scheinst dich da ja wirklich rein zu hängen?“

MINYA:
„Ja. Man braucht aber auch viel Geduld mit den Leuten.
Nun ja... aber seid Xenas Tod haben wir erstaunlich viele Neuzugänge.“


HERCULES:
„Ich habe von ihrem Ableben gehört.
Wie ist denn das passiert? Und was wurde aus Gabrielle?“

Minya blickt etwas traurig, fängt sich aber dann wieder recht schnell und ist schon bald erneut in ihrem Element.

MINYA:
„Also... da gibt es verschiedene Gerüchte. Ich habe gehört, dass Gabrielle in einem
Anflug von Eifersucht Xena getötet hat. Andere behaupten es wäre genau umgekehrt
gewesen. Ich mein das mit der Eifersucht. Alles Blödsinn. Dann wieder heißt es, Xena
sei in einem fernen Land... Japa... oder so... enthauptet worden... hatte irgendwas mit
einer alten Flamme zu tun... bösen Geistern und lauter so einem Unsinn.“




„Xena würde sich nie so einfach abmurksen lassen. Und Gabrielle würde das nicht
zulassen. Aber was auch immer geschehen ist, wir sind hier um ihre Heldentaten
zu feiern. Übrigens hat sich deine Schwester auch angekündigt.
Aphrodite schreibt, sie habe eine Neuigkeit über Xena und Gabrielle, die uns
alle - ich zitiere wörtlich - aus den Socken hauen wird...“

In diesem Moment ein lauter Ruf. Ein älterer Mann betritt die Taverne.

HERCULES:
„Iolaus. Alter Freund...“


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LANDSTRAßE NACH AMPHIPOLIS

Xena und Gabrielle erreichen den Hügel, der in das Tal führt. Das was sie sehen, versetzt sie in wahres Erstaunen.

XENA:
„Was ist denn hier passiert? Ich habe das Dorf viel kleiner in Erinnerung.“

GABRIELLE:
„Das sieht ja von hier aus, wie in einem Ameisenhaufen...“


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IN DER INNENSTADT VON AMPHIPOLIS

Die Leute stehen Schlange um sich Eintrittskarten für die Veranstaltungen zu besorgen. Auch vor den Hotels und neu eröffneten Herbergen drängen sich die Menschen.




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VOR CYRENES TAVERNE

Ein Schild befindet sich an der Eingangstür.

Einlass ab 10.30 UHR.
Nur mit gültiger Eintrittskarte.

10.30 UHR Begrüßung durch Minya (Vorsitzende des Fanclubs)
11 UHR Öffnung der Verkaufsstände
12 UHR Beginn des Schwertkampfkurses unter Leitung von Ares, dem Kriegsgott
13 UHR Hercules, Sohn des Zeus, und sein Anhängsel Iolaus stehen Rede und Antwort
15 UHR Yoga für Anfänger unter der Leitung von Aphrodite, Göttin der Liebe
17 UHR Bardenwettbewerb
20 UHR Kostümwettbewerb

In der Schlange stehen auch zwei junge Frauen, verkleidet als Xena und Gabrielle. Sie tuscheln mit einander.

FAN 1:
„Wir sollten uns beim Kostümkontest anmelden, Erin.“

ERIN:
„Das werden wir auf alle Fälle machen.
Was für ein Glück das du die Kleider am See "gefunden" hast, Mirte.“


MIRTE:
(kichert)
„Ja, uns stehen die Sachen sowieso viel besser als den beiden anderen Tussis.“

ERIN:
(kichert auch)
„Die werden ganz schön blöd geschaut haben, als sie aus dem Wasser gestiegen sind.“



MIRTE:
„Hoffentlich bekommen wir noch eine Unterkunft.
Ich will morgen die erste sein, wenn die Show beginnt.“



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HÜGEL ÜBER AMPHIPOLIS

Die beiden Heldinnen starren noch immer etwas ungläubig auf das Getümmel.

GABRIELLE:
„Wir sollten warten bis es dunkel wird.“

XENA:
„Du hast völlig recht. Und dann schauen wir, dass wir etwas zum anziehen finden.“


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Die Zeit vergeht. Im Ort wird es still und das Treiben auf den Straßen beruhigt sich. Die Kriegerprinzessin und die Bardin machen sich auf den Weg ins Dorf.
Unten angekommen, begeben sie sich schnellen Fußes zu Cyrenes Taverne. Doch so weit kommen sie nicht.

WACHHABENDER:
„HAAALT!
Bettler und Vagabunden sehen wir hier nicht gern. Verschwindet von hier!!!“

Gabrielle will etwas erwidern, doch Xena stößt sie an und schüttelt den Kopf.

XENA:
„Wir suchen nur einen Platz zum übernachten. Leider wurden wir ausgeraubt.“

WACHHABENDER:
„So, so... ausgeraubt... Selbst wenn ihr bezahlen könntet, würdet ihr keinen Platz
zum Schlafen finden. Es ist alles ausgebucht.“


GABRIELLE:
„Was ist hier eigentlich los? Wir... ähm... waren früher schon mal hier, da sah alles
ganz anders aus.“


WACHHABENDER:
„So genau weiß ich das nicht. Ich mache nur meine Arbeit. Und die ist es, den Ort von
Gesindel zu säubern. Also tut mir einen Gefallen und verdrückt euch.“

(überlegt kurz)
„Wenn ihr versprecht morgen früh die Stadt zu verlassen, könnt ihr in der
Scheune dort drüben übernachten.“

Die beiden Kriegerinnen, beschließen, kein großes Aufsehen zu machen um der Sache auf den Grund gehen zu können.


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AMPHIPOLIS -- FRÜHER MORGEN

Ein Hahn kräht. Xena ist als Erste auf den Beinen und sieht sich um. Gabrielle krabbelt etwas verschlafen aus dem Stroh.

XENA:
„Da liegen ein paar alte Mehlsäcke. Die könnten wir überziehen.“
(wirft Gabrielle die Säcke zu)
„Hier... schneid mal ein paar Löcher rein.“




GABRIELLE:
(reibt sich die Augen und brummelt vor sich hin)
„... immer das Gleiche... Immer ich... nichts kann sie selber...“


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KURZE ZEIT SPÄTER

Die Beiden verlassen die Scheune. Gekleidet in schlichtem graubraun treten sie auf die Straße. Von einigen Passanten werden sie etwas bemitleidend angeschaut. Xena verzieht das Gesicht. Gabrielle bemerkt es und grinst leicht.



GABRIELLE:
(leise)
„Ganz ruhig, Xena. Das wird sich alles auf klären.“

Sie machen sich auf den Weg zur Taverne. Eine riesige Menschenansammlung scheint ebenfalls in die Gleiche Richtung zu ziehen.

Als sie in der Nähe der Taverne sind, gibt es kein Weiterkommen.

GABRIELLE:
(zu einem Passanten)
„Was ist denn hier eigentlich los? Gibt es was umsonst?“

PASSANT:
„Ihr seid wohl nicht von hier?
Hast du schon mal was von Xena, der Kriegerprinzessin gehört?“

Xena horcht auf.

GABRIELLE:
„Äh... doch ja... hab schon von ihr gehört.“

PASSANT:
„Na, wir sind alle hier um ihre Heldentaten zu feiern.
Und stell dir vor... sogar Ares der Kriegsgott ist in Amphipolis.“

Xena wird noch hellhöriger.

PASSANT:
„Ich versteh gar nicht wieso der sich hertraut... weil...“
(flüstert)
„Es geht das Gerücht, er habe Xena aus Eifersucht ermordet...
Ich habe schon rohe Eier eingepackt...“


XENA:
(laut und wütend)
„Na das ist ja wohl alles nicht wahr...“

Bevor sie weiterreden kann, hält Gabrielle ihr den Mund zu.

GABRIELLE:



„Meine Freundin will damit sagen, dass manche Gerüchte vielleicht
etwas übertrieben sind.“


Sie zieht Xena zur Seite an den Straßenrand.

XENA:
„Wenn ich den in die Finger bekomme, der diesen Unsinn hier verzapft hat...“


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AMPHIPOLIS, CYRENES TAVERNE

Minya schaut auf die Sonnenuhr. Als der Schatten auf 10.30 Uhr steht, gibt sie ein Zeichen, die Türen zu öffnen. Eine Horde von Fans stürmt in das Gebäude. Die Türsteher und Sicherheitskräfte haben alle Hände voll zu tun um dem Ansturm Herr zu werden.

MINYA:
(leise zu sich)
„Die führen sich auf wie die Vandalen...“

Neugierig belagern die Leute die Verkaufstände. Es wird allerlei angeboten.

Da gibt es Abschriften von Gabrielles Schriftrollen, aber auch Originale. Natürlich zu horrenden Preisen. Nachbildungen von Xenas Schwert und Gabrielles Kampfstab finden besonders viel Aufmerksamkeit. In einer anderen Ecke stellen Künstler ihre Xena- und Gabrielle-Portraits aus.

Dann betritt Minya die Bühne. Es dauert eine Weile, bis sie die Aufmerksamkeit der Menschen gewinnen kann.

MINYA:
„Herzlich willkommen zur ersten Xenaconvention.“

Allgemeiner Applaus und Jubel...


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STRAßE ZUR TAVERNE -- WÄHRENDDESSEN

Xena und Gabrielle haben sich wieder in die Schlange eingereiht. Allmählich geht es voran. Am Eingang der Taverne angekommen...

TÜRSTEHER:
„Karten, bitte!“

GABRIELLE:
„Karten? Aber...“

TÜRSTEHER:
„Keine Karten? Verschwindet! Die Nächsten!“

Er schubst Gabrielle zur Seite.

XENA:



„Hey, Muskelprotz... Pfoten weg... Sonst...“

TÜRSTEHER:
„Sonst... was?“

Xena atmet einmal tief durch, springt im Stand ab und vollführt einen Salto. Sie landet hinter dem Türsteher und will gerade zum Schlag ausholen...

TÜRSTEHER:
„WOW!!!
Nicht übel... sagt doch gleich, dass ihr zum Ballett gehört. Aber bitte, zum Hintereingang“


XENA:
„Ballett?“
(murmelt vor sich hin)
„Sehe ich aus wie eine Hupfdohle?“

Gabrielle zieht ihre Freundin zur Seite.

GABRIELLE:
„Ja... genau wir sind vom Ballett. Wir haben uns leider etwas verspätet.“

TÜRSTEHER:
„Das Klopfzeichen ist einmal kurz zweimal lang.“

Der Türsteher weist ihnen mit der Hand den Weg zum Hintereingang.

XENA:
(zischt leise)



„Blödmann... den Weg kenn ich seit ich mich das erste Mal nachts aus dem
Haus geschlichen hab...“



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CYRENES TAVERNE, HINTEREINGANG

Gabrielle klopft an die Tür. Ein Mann schaut durch einen kleinen Schlitz.

GABRIELLE:
„Äh... wir sind vom Ballett...“

MANN:
„Ihr seid aber spät dran... Go-Go-Tänzer???“

GABRIELLE:
(zögert kurz)
„Glaub schon...“

Die Tür wird geöffnet.

MANN:
(schaut etwas lüstern)
„Erste Etage, dritte Tür links. Los, los meine Süßen, rein in eure Fummel.“

XENA:
(murmelt)
„Dir gebe ich gleich Fummel...“

MANN:
„Was???“


GABRIELLE:
„Äh... Sie meint... Was für ein Rummel...“


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TAVERNE, UNTEN IM VERKAUFSRAUM

Die Verkaufstische sind bereits weitgehend leerverkauft.

Minya steht auf der Bühne.

MINYA:
(laut)
„ALLE MAL ZUHÖREN...“



„In wenigen Minuten beginnt der Schwertkampfkurs... doch vorher gibt es noch
eine kleine Überraschung...“

(sie deutet mit einer Hand nach rechts)
„Liebe Freunde... Heißt ihn Willkommen... hier ist er.
Ares, der Kriegsgott persönlich...“

Ares betritt die Bühne. Vereinzelt frenetischer Applaus. Aus einigen Ecken kommen Buhrufe.

Auch Mirte und Erin befinden sich unter den Zuschauern. Mirte trägt Xenas Rüstung, Erin Gabrielles Kleider

MIRTE:
„ARES... ARES... Ich liebe dich... ich will ein Kind von dir...“

Erin schüttelt den Kopf. Ares zwinkert Mirte zu. Sogleich sinkt sie in Ohnmacht.

MINYA:
„Ares... es gehen Gerüchte um... Würdest du uns Rede und Antwort stehen?“



ARES:
(selbstsicher)
„Aber sicher... für mein Publikum tu ich doch alles...“

MINYA:
„Ist es wahr... dass DU für den Tod von Xena, der Kriegerprinzessin verantwortlich bist?“

Ares schluckt und sieht etwas irritiert in die Menge. Im gleichen Moment trifft den Kriegsgott ein rohes Ei am Kopf. Es folgt ein zweites, dann ein drittes. Erneut sind auch Buhrufe zu hören.

ARES:
„Hey, was soll das??? Ich bin Ares... der Kriegsgott... Sowas macht man nicht
mit dem Kriegsgott. Behaltet eure Eier für euch, ich brauche keine Eier!!!
Ich meine... äh... Sowas macht man einfach nicht mit dem Gott des Krieges... Ich habe
Xena nicht angerührt!!!“


FRAU:
(aus dem Publikum; laut lachend)
„Das ist allgemein bekannt!!!“

Gelächter breitet sich im Raum aus.

Plötzlich... ein heller Lichtstrahl... Aphrodite erscheint...



APHRODITE:
„Hi Fans...“

Sie erhält großen Beifall aus dem Publikum.

APHRODITE:
(mustert ihren Bruder und grinst)
„Na, du siehst ja lecker aus... Etwas beschmiert aber lecker.“

ARES:
„Okey... das wars, ich bin weg hier.“

APHRODITE:
„Warte...“

Doch es ist zu spät. In einem gleißenden Lichtstrahl entschwindet der Kriegsgott aller Augen.


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