Kapitel 2: Hervorragende Ausbildung
- Aufblendung -

TAVERNE

Xena kommt die hölzernen Treppen zum Essraum hinunter.
Nur der Wirt und Autolycus sind da. Der Meisterdieb nimmt gerade an der Theke ein kleines Frühstück zu sich. Als er Xenas Anwesenheit bemerkt, macht er kurz eine Pause und begrüßt sie mit einer Handbewegung.

Der Wirt steht noch etwas verschlafen hinter der Theke und grüßt sie ebenfalls.

WIRT:
„Guten Morgen!“

XENA:
„Morgen.“

Nachdem Xena sich umgeschaut hat und ihre Freundin nirgends entdecken kann, tritt sie an Autolycus heran und tippt ihm auf die Schulter.

XENA:
„Hast du Gabrielle gesehen?“

AUTOLYCUS:
(fasst sich an den Hinterkopf)
„Ähm nein, heute noch nicht. Wo geht's denn von hier aus hin, Xena?“

XENA:
„Erstmal nach Süden.“

Im Hintergrund hört man das Klingen der Sais und Xena schaut aus dem Fenster.

XENA:
„Mhm.“


- Schnitt zu: -

VOR DER TAVERNE

Xena öffnet die Tür und tritt aus der Taverne.
Die Morgensonne scheint ihr ins Gesicht und sie hält sich kurz die Hand vor ihr Antlitz, während sie sich auf Gabrielle zu bewegt, die bereits mit ihren Saisgabeln ein wenig trainiert und in der Luft ein paar Schlagkombinationen ausführt.

Die Kriegerprinzessin sieht eine Weile amüsiert zu und hustet dann einmal, um die Aufmerksamkeit ihrer Freundin auf sich zu lenken.
Gabrielle unterbricht das konzentrierte Training und sieht die Kriegerprinzessin etwas verlegen an.

GABRIELLE:
„Oh, Morgen! Wunderschöner Tag heute, was?“

XENA:
„Ja, sehr schön... Du bist aber heute schon sehr früh aktiv.“

GABRIELLE:
„Tja, ich bin heut aufgestanden und hatte wohl zuviel Energie in mir. Die
wollte ich nun verbrennen.“

Xena sattelt ihr Pferd und steigt auf. Gabrielle tut es ihr gleich.

XENA:
„Ich denke, wir werden in nächster Zeit genügend Gelegenheit haben, unsere
Energie zu verbrennen.“


GABRIELLE:
„Warum denn?“

XENA:
„Ist so ein Gefühl...“

Die beiden reiten in gemütlichem Tempo los.


- Schnitt -

STADT

Nach einer Weile erreichten sie eine Stadt. Die Bewohner sehen die beiden sehr freundlich an und heißen sie willkommen. Während sie an Häusern und Menschen vorbeireiten, verfinstert sich langsam Xenas Blick und sie sieht aufblitzende Bilder von einem Überfall, den sie vor langer Zeit mit ihrer Armee durchgeführt hatte. Sie schluckt einmal schwer, dann reitet sie schnell über den Marktplatz und hält vor einer kleinen Seitenstraße. Dort steigt sie vom Pferd herunter und legt eine Hand an die Hausmauer.

Mit besorgtem Blick reitet ihr Gabrielle hinterher und steigt dann ebenfalls rasch vom Pferd. Sie legt den Arm um ihre Freundin.

GABRIELLE:
(besorgt)
„Xena, was ist los?“

Die Kriegerprinzessin hat den Kopf gesenkt und schweigt einen Augenblick.

XENA:
(niedergeschlagen)
„Denkst du es ist möglich, dass man sein Leben für immer komplett verändern kann?“

GABRIELLE:
(aufmunternd)
„Jeder Mensch kann sich ändern, Xena. Mit dem Willen kann man alles erreichen.
Das hast du ja schon oft genug bewiesen.“


XENA:
„Aber trotzdem ... Manche Bilder werden mir nie aus dem Kopf gehen. Und solange
es böse Mächte da draußen gibt, werde ich immer wieder an meine Vergangenheit
erinnert werden.“


GABRIELLE:
„Solange dich deine früheren Taten abschrecken, sind diese Erinnerungen vielleicht
nicht nur schlecht. Du musst versuchen, die Vergangenheit endgültig hinter dir zu
lassen und dich auf dein jetziges, neues Leben konzentrieren.“


XENA:
„Ich versuche es.“

GABRIELLE:
„Du bist ein guter Mensch, Xena. Und was auch passiert... ich bleibe an deiner Seite.“

Xena hebt wieder den Kopf und blickt ihre Freundin erleichtert an.

XENA:
„Ich danke dir, Gabrielle.“

Sie reichen sich die Hände und pressen ihre Handflächen zusammen.


- Schnitt -

DORF

Kastos reitet, mit einer schwarzen Rüstung bekleidet und begleitet von ein paar anderen Kriegern, auf ein Dorf zu.


Es ist dasselbe, von welchem aus Xena und Gabrielle nach Süden geritten waren. Sein Blick ist entschlossen und finster. Er scheint nicht mehr ganz er selbst zu sein und von einer Macht geleitet zu werden. Die Gruppe erreicht schließlich das Dorf und hält vor der Taverne.


- Schnitt -

TAVERNE

Die Kneipe ist menschenleer und es ist still. Nur das Knistern des Kaminfeuers ist zu hören. Der Wirt steht hinter der Theke und wischt gelangweilt ein paar Gläser ab. Plötzlich wird die Holztür der Taverne aufgeschlagen und der Wirt zuckt erschrocken zusammen, sodass ihm ein Glas hinunterfällt.

WIRT:
„Oh nein.“


- Schnitt -

ZIMMER

Autolycus ist oben in seinem Zimmer und packt ein paar Sachen in seinen Beutel, während er leise eine fröhliche Melodie vor sich hinsummt. Auf einmal vernimmt er die ungewöhnlichen Geräusche und er verlässt mit neugierigem Gesichtsausdruck langsam sein Zimmer.


- Schnitt -

TAVERNE

Kastos geht schnell und zielstrebig auf den Wirt zu. Mit beiden Händen packt er ihn am Kragen und zieht ihn über den Tresen zu sich heran.

WIRT:
(stottert ängstlich)
„Bitte, tu mir nichts!“

Autolycus schleicht sich vorsichtig bis an den Beginn der Treppe und schielt um die Ecke.

Als er Kastos und die Anderen entdeckt, zieht er die Augenbrauen nach oben.

KASTOS:
(düster und ernst)
„Wo ist Xena?“

Der Wirt macht nervös den Mund auf und zu. Kastos spricht mit Nachdruck und hebt ihn etwas in die Höhe.

KASTOS:
„Sag es mir! Oder ich bin deine letzte Kundschaft.“

Ein paar der Krieger lächeln diabolisch und der Wirt schluckt einmal schwer.

WIRT:
„Sie... sie wollte nach Süden!“



KASTOS:
„Ah, bist du dir auch sicher?“

Der Wirt nickt ein paar Mal hektisch und Kastos lässt ihn los.
Ohne weitere Worte verlassen Sie die Taverne und der Wirt atmet erleichtert aus. Autolycus schwingt seinen Beutel über seine Schulter und nickt einmal leicht.

AUTOLYCUS:
„Das bedeutet Ärger.“


- Schnitt -

STADT

Xena und Gabrielle spazieren gemütlich über den Marktplatz und sehen sich um, als auf einem Hügel in der Ferne plötzlich einige Pferde auftauchen. Es ist Kastos mit seinen Begleitern. Er blickt einige Zeit durch ein Fernrohr auf die Stadt hinab. Als er Xena entdeckt, übergibt er mit einem Grinsen auf dem Gesicht das Fernrohr an einen der Krieger.

KASTOS:
„Das ist sie... Vorwärts!“

Gabrielle vernimmt plötzlich das Traben von Pferden und dreht sich zum Stadttor, wo sie Kastos und die anderen Krieger entdeckt.

Sie tippt ihre Freundin auf die Schulter.

GABRIELLE:
„Xena, sieh doch.“

Xena dreht sich um und ihr freundlicher Blick verschwindet, als sie ebenfalls die heranstürmende Gruppe erblickt. Sie zieht die Augenbrauen zusammen.

GABRIELLE:
„Wer ist das?“

XENA:
(schüttelt den Kopf)
„Keine Ahnung.“

Kastos und seine Begleiter reiten an der Menschenmasse vorbei, die etwas verschreckt Platz macht. Ein paar Meter vor Xena bleiben sie stehen. Kastos reißt an den Zügeln und sein Pferd wird leicht in die Höhe gezogen, sodass es einmal lautstark wiehert. Die Kriegerprinzessin und Kastos starren sich an. Einige Leute rufen nach den Stadtwachen, die wenig später auch erschienen, doch Xena hält sie davon ab, einzuschreiten.

XENA:
„Bleibt zurück.“

Kastos grinst und stieg vom Pferd. Xena hält ihr Schwert griffbereit und blickt den dunkelhaarigen Krieger fragend an.



XENA:
„Wer bist du und was willst du?“

KASTOS:
(zeigt mit dem Finger auf sie)
„Dich.“

Blitzschnell zieht er sein Schwert. Xena blockt mit ihrem Schwert die Attacke ab.
Es kommt zum Kampf und die Leute bilden einen großen Kreis um die Beiden. Das Duell ist sehr schnell und man kann nicht sagen, wer die Kontrolle hat. Der Stahl der Schwerter prallt wuchtig aufeinander. Die Leute sehen aufmerksam zu, wobei sich die Wachen bereithalten, um, wenn nötig, einzuschreiten. Vor allem Gabrielle beobachtet sehr aufmerksam das Geschehen und fiebert mit ihrer Freundin mit.
Kastos kämpft sehr aggressiv und entschlossen, während Xena eher darauf bedacht ist, die Angriffe abzuwehren und auszuweichen. Die Schwerter prallen ein weiteres Mal aufeinander und die beiden Kontrahenten verharrten einen Moment in dieser Position. Sie sind schon etwas außer Atem und starrten sich an.

XENA:
(etwas amüsiert)
„Oh, du bist gut.“

KASTOS:
„Ich hatte eine hervorragende Ausbildung...“

In diesem Moment stößt er Xena wuchtig zurück und versucht ihre Beine zu attackieren. Doch die Kriegerprinzessin schlägt einen Salto rückwärts und weicht dadurch dem Hieb aus. Sie landet auf beiden Beinen wieder und ihr Blick wird wieder ernster.



XENA:
„Wer bist du?“

Kastos nimmt sein Schwert langsam hinunter, Xena tut es ihm gleich. Er geht ein paar Schritt zurück und nimmt einen breiten Stand ein.


- Ausblendung -