Kapitel 3: Die halbe Wahrheit
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KINDERPARADIES; EIN ETWAS ABSEITS LIEGENDES HÄUSCHEN

Das Mädchen öffnet die Augen. Verwirrt bleibt sie einen Moment lang liegen, während ihre Augen umherschauen und zu verstehen versuchten, wo sie ist. Als ihr klar wird, dass das nicht ihr Zimmer ist, setzt sie sich langsam auf. Sie trägt noch dasselbe Nachtgewand, das sie vorher getragen hatte.

HORE:
(sanft)
„Ganz ruhig. Alles ist gut.“


Das Mädchen blickt die Frau, die neben ihrem Bett sitzt, an.

MÄDCHEN:
„Wer bist du?“

HORE:
(freundlich)
„Mein Name ist Eirene. Und wie heißt du?“

MÄDCHEN:
„Ich heiße Chloe.
Wo bin ich hier? Und Warum? Wo sind Mama und Papa und wo ist Kimon?“


EIRENE:
„Kimon ist dein kleiner Bruder, nicht wahr?“
(das Mädchen nickt)
„Sie sind zu Hause.
Chloe... Du weißt doch dass deine Freundinnen Aglaia und Elena verschwunden sind?“

Wieder nickt das Mädchen langsam.

EIRENE:
„Und viele weitere Kinder. Nun, sie sind hier. Alle.“

Sie geht zum Fenster und öffnet es. Helle Kinderstimmen sind zu hören.

Chloe macht große Augen und dreht sich zum Fenster um.



CHLOE:
„Da sind ja Elena und Demi und Andreas und Silas und Maria und...“
(zu Eirene gewandt)
„Was machen sie denn hier? Meine Eltern sagten, sie wären verschwunden. Sind sie...“
(ängstlich)
„Sind sie tot? Bin ich auch tot?“

Eirene lacht. Es ist ein derart warmes Lachen, dass Chloe augenblicklich die Angst wieder verliert.

EIRENE:
„Nein, Chloe. Du bist nicht tot. Und die anderen auch nicht.“

CHLOE:
(nach kurzer Überlegung)
„Ich freue mich ja, sie zu sehen, aber wieso sind sie nicht im Dorf? Ich will zu Mama
und Papa! Und zu meinen Bruder!“

Die Hore nimmt Chloe in die Arme.
Obwohl die Frau für sie eigentlich eine Fremde ist, fühlt sich das Mädchen augenblicklich sicher, ja geborgen bei der Berührung mit ihr und sie schmiegt sich glücklich an die Göttin.

EIRENE:
„Das wirst du auch wieder. Bald, hoffe ich. Und all die anderen Kinder auch. Aber...
eure Eltern waren böse...“


CHLOE:
(unterbricht sie)

„Meine Eltern sind nicht böse!“

Wieder lacht Eirene leise.

EIRENE:
(während sie über das Haar des Kindes streicht)
„Nein. Ich sage nicht, dass sie grundsätzlich böse sind. Aber sie haben etwas falsch
gemacht. Sie sind gemein mit einigen anderen. Und du weißt doch, dass man nicht
gemein zu anderen sein soll, nicht?“

Eifrig nickt das Mädchen.

CHLOE:
„Und wenn ich gemein zu einem anderen Kind war, muss ich mich entschuldigen.“

EIRENE:
„Na, siehst du? Und bis sie wieder Frieden machen, wohnt ihr hier.“

Nachdenklich versucht Chloe, das gerade Gehörte zu erfassen.

CHLOE:

„Und... Kannst du nicht wenigstens Kimon hierher bringen?“

EIRENE:
„Nein, er ist noch zu klein. Er muss bei seiner Mutter sein.“

Chloe macht ein trauriges Gesicht.

EIRENE:
„Du wirst sehen, es wird dir nicht langweilig werden und es sind viele weitere
Kinder hier. Außerdem wird es nicht für lange sein.
So, jetzt ziehen wir uns erst mal an.“

Aus dem Nichts zaubert sie ein einfaches, weißes Gewand hervor, gerade in der richtigen Größe für das Mädchen.


- Schnitt -

PAITRAI, THEKLAS HAUS

THEKLA:
„Ja, ja... Ich habe ja gesagt,„Euer Handeln wird Folgen haben.“, aber auf mich will ja
niemand hören... Ihre Augen sind verschlossen, genauso wie ihre Herzen. Wie früher.“


GABRIELLE:
„Früher?“

THEKLA:

„Bevor der Pakt mit den Göttinnen geschlossen wurde. Ich war noch ein Kind, aber ich
weiß noch, wie schlimm es war. Unsere beiden Dörfer lagen dauernd im Krieg. Wegen
nichts und wieder nichts. Kleine Streitigkeiten, ohne ernsthaften Grund. Kleine
Streitigkeiten, die in Große ausarteten.“

Gabrielle nickt. So etwas hat sie an diesem Morgen selber erlebt.

XENA:
(langsam)
„Das wäre dann also die Erklärung. Die Horen... Sie sind die Göttinnen der Natur,
des Wachstums, des Blühens, der Reife... Aber sie stehen auch für Ordnung, Recht und -
das wohl Ausschlaggebende - für Frieden. Und diese beiden Dörfer... Sie versuchen
nicht mehr ein friedliches Zusammenleben zu führen.“


GABRIELLE:
„Sie streben nicht danach, Frieden, Ordnung und Recht zu halten, im Gegenteil,
und insofern huldigen sie auch die Horen nicht, weil diese für eben das stehen.“


THEKLA:
„Ihr seid weise. Viel weiser als diese Dummköpfe da draußen. Es sind auch in diesem
Dorf so viele Kinder verschwunden. Aber auf die alte Thekla will ja keiner hören,
die ist sowieso wirr im Kopf...“


GABRIELLE:
„Wir müssen es ihnen sagen.“

THEKLA:
„Und glaubst du, sie werden auf euch hören? Dazu noch auf zwei Fremde. Nicht, dass ich
was gegen Fremde oder gegen euch hätte, ihre Herzen sind jedoch zu verschlossen...“


XENA:
„Na, ihre Kinder können ihnen doch nicht egal sein.“

GABRIELLE:
„Vor allem Sarita, eine Freundin von uns... Sie ist erst kürzlich hierher gezogen und sie
hatte keine Ahnung, was hier passierte. Sie hat auch ein Kind verloren... Aber sie
und ihre Familie tragen ja eigentlich keine Schuld...“


THEKLA:
„Sarita? Ach ja, stimmt, Stefanos ist mit seiner Familie zurückgekehrt.“
(lächelnd)
„Ich kannte ihn als kleinen Jungen.“
(wieder ernst)
„Na ja, ihr könnt es ja mal versuchen.“


- Schnitt -

WIESE, ZWISCHEN DEN BEIDEN DÖRFER -- NACHMITTAG

Über vierhundert Menschen sind versammelt. Und noch immer kommen einige hinzu. Die Nachricht, dass die Lösung um das Verschwinden der Kinder zu stoppen verkündet werde, hat zunächst vor allem Mütter mit ihren Kindern, nach und nach fast alle Bewohner der beiden Dörfer hierher gelockt.
Xena legt die Stirn in Falten. Ein klarer Abstand zieht sich zwischen den Bewohner der beiden Dörfer. Noch ist es zu keinem Streit gekommen, aber wenn man die feindseligen Blicke, mit denen sie sich gegenseitig beäugten sieht, kann es nicht lange dauern und es ist soweit.

Thanos nähert sich den beiden Kriegerinnen.

THANOS:
„Ihr solltet bald anfangen, wenn ihr wirklich was zu sagen habt. Die Leute werden unruhig.“

Xena und Gabrielle nicken. Die Kriegerprinzessin hebt ihre Hand.

XENA:
(laut)

„RUHE!“


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WIESE, ZWISCHEN DEN BEIDEN DÖRFER -- SPÄTER

Es ist still. Die Menschen blicken nachdenklich drein, während sie das, was sie gerade erfahren haben, zu verarbeiten versuchen.
Endlich erhebt sich - die Leute haben sich inzwischen auf dem Gras abgesetzt gehabt - Thanos.

THANOS:
„Ich denke, wir schulden euch etwas... Wir haben uns... nicht sehr klug benommen und... wir
haben dafür gebüßt, unsere Kinder haben dafür gebüßt. Wir sollten aus diesen Fehlern lernen.
Und sie nicht mehr wiederholen. Lasst uns versuchen, wieder friedlich zusammen zu leben.“

Er schaut Markos, den Anführer von Paitrai an. Dieser nickt leicht und erhebt sich dann.

MARKOS:
„Ich schließe mich Thanos' Worten an. Lass uns einen neuen Anfang versuchen.“

Erwartungsvoll beobachteten Xena und Gabrielle die Leute.

Sarita ist die Erste, die sich als Zeichen des Einverständnisses erhebt. Dann Saritas Mann Stefanos. Und nach und nach alle anderen.

Die Kriegerprinzessin und die Kriegerbardin schauen sich an. Es ist gar nicht so schwer gewesen. Eigentlich zu einfach.


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WIESE, ZWISCHEN DEN BEIDEN DÖRFERN

FRAU 1:
„Und was ist mit den verschwundenen Kindern? Werden die Horen sie uns zurückgeben?“

GABRIELLE:
„Das ist eine Frage, die die Horen selber beantworten müssen.“

Sie schaut Xena fragend an.

GABRIELLE:
„Am Besten, wir gehen mal gleich in ihren Tempel, oder? Dort können wir
wahrscheinlich noch am Besten mit ihnen in Kontakt treten...“

Xena nickt kurz.

FRAU 2:
„Dann... Worauf warten wir?“

Sie macht Anstalten, auf ihr Dorf zuzugehen.



FRAU 3:
„Mooment! Wieso in EUREN Tempel? Wir haben einen eigenen.“

FRAU 2:
„Unser Tempel ist nicht gut genug oder was?“

Die Bardin verdreht die Augen.

GABRIELLE:
(genervt)
„Ruhe! Ist es so schwer, miteinander zu reden, ohne dass es in einen Streit ausartet?“

Beschämt schauen die beiden Frauen zu Boden.

XENA:

„Somit beschließe ich, dass wir in das Dorf, in welchem Sarita wohnt, gehen. Wer
mitkommen will, der komme.“

Ohne weitere Worte macht sie sich mit Gabrielle auf den Weg.
Die Menge folgt den beiden Kriegerinnen.


- Schnitt -

SARITAS DORF, TEMPEL DER HOREN

Xena, Gabrielle und die beiden Anführer der Dörfer betreten den Tempel. Hinter ihnen drängen sich die anderen Dorfbewohner herein.

GABRIELLE:
(zu Xena)
„Und jetzt? Wie rufen wir die Horen herbei?“

STIMME EINER HORE:
„Wir haben euch erwartet.“

Die drei Horen erscheinen. Augenblicklich wird es still.

EUNOMIA:
„Es hat also anderer bedurft, um eure Fehler zu bemerken.“

Bedächtig schüttelt sie den Kopf. Die beiden anderen Horen blicken ebenfalls streng drein.



MARKOS:
„Wir wollen wirklich versuchen, uns zu bessern.“

DIKE:
(skeptisch)
„Für wie lange?“

THANOS:
„Wir hatten früher friedlich beieinander gelebt. Das können wir auch wieder. Nicht wahr?“

Er schaut die Menschen die sich hinter ihm befinden an. Eifriges Nicken ist die Antwort.

FRAU 1:
„Bitte, gebt uns unsere Kinder zurück. Falls...“
(zögernd)
„Falls sie noch leben.“

EUNOMIA:
„So einfach geht das nicht. Nicht mehr.“

MANN 2:
(ängstlich)
„Bitte, unsere Kinder... Sie sind die Unschuldigsten an der ganzen Angelegenheit. Ich
hatte meiner Tochter verboten, sich mit ihrer besten Freundin zu treffen, weil diese
aus dem anderen Dorf stammte. Und sie ist sehr traurig deswegen. Die Kinder der
beiden Dörfer hatten keinen Streit untereinander. Bitte... Was müssen wir tun,
um die verschwundenen Kinder zurückzubekommen?“


EIRENE:
„Ihr“
(Blick zu den Anführer der beiden Dörfer)
„müsst den Pakt neu unterschreiben.“

XENA:
„Und wo befindet sich das Dokument?“

THANOS:
„Hier, beim Altar in einem Kast...“

Er verstummt, weil er merkt, dass sich KEIN Kasten beim Altar befindet und schaut verwirrt drein.

THANOS:
(stammelnd)
„Es ist weg...“

Er schaut Markos an und langsam erschien in seinem Gesicht ein misstrauischer, ja anklagender Ausdruck. Xena schaut genervt drein als sie das sieht.
Eirene hat es auch bemerkt. Missbilligend sieht die Hore die beiden Anführer an und schüttelt leicht den Kopf.


- Ausblendung; Aufblendung zu: -

SARITAS DORF; TEMPEL DER HOREN

Missbilligend sieht Eirene die beiden Anführer an und schüttelt leicht den Kopf.

EIRENE:
„Es BEFAND sich hier. Jetzt befindet es sich beim Wald. Es gibt dort eine Lichtung...“

FRAU 2:
„Aber der Wald erstreckt sich doch über mehrere Meilen ohne Unterbrechung...“

EIRENE:
(in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet)
„Ich sagte, es gibt eine große Waldlichtung. Der Bach führt daran vorbei.“
(nach einer kurzen Pause)
„Und dort werdet ihr den Kasten, in welchem das Pergament ist, finden.“

GABRIELLE:
„Na schön. Und Warum bringt ihr das Pergament nicht einfach jetzt hierher?
Wozu dieser Aufwand? Wo ist der Haken?“


(leise)
„Warum habt ihr es überhaupt weggebracht?“

DIKE:
(unberührt)
„Es wird bewacht.“

EUNOMIA:
„Von 76 Wesen.“

EIRENE:
„Um das Pergament zu erlangen, müsst ihr durch diese durch.“

Ein Raunen geht durch die Menge.

MANN 2:
„Was für Wesen?“

EIRENE:
„Dieselben, denen einige von euch im Wald begegnet sind.“

Ein erstickter Schrei ist zu hören. Unruhe legt sich über die Leute.

FRAU 3:
(stammelnd, ängstlich)

„Aber... aber... das sind Monster! MONSTER! Ich war beim Holzsammeln, vor zwei
Monaten, als es plötzlich auftauchte. Sie sind nicht sehr groß, aber sehr kräftig, hässlich
und... sie haben riesige Krallen... und messerscharfe, große Zähne... Es kam direkt
auf mich zu. Es...“

Sie schüttelt den Kopf, wie um die Erinnerung abzuschütteln.

THANOS:
(hastig)
„Ihr könnt doch nicht erwarten, dass wir... Wir sind keine Krieger!“

EUNOMIA:
(unberührt)
„Das ist euer Problem. Wenn ihr Frieden haltet, werden keine weiteren Kinder
verschwinden, aber wenn ihr das Dokument nicht entweder zerstört oder neu
unterschreibt, werden die verschwundenen Kinder nie wieder auftauchen. Und
um das zu tun habt ihr noch Zeit, bis die Sonne untergeht.“

Die Horen schauen sich an. Mit einem leichten Nicken verschwinden sie...




- Schnitt zu: -

KINDERPARADIES

...und tauchen gleich darauf auf der weiten Lichtung auf.
Alle Strenge ist aus ihren Gesichtern gewichen. Lächelnd schauen sie den spielenden Kindern zu. Ihre Erscheinung ist nicht unbemerkt geblieben, einige Kinder näherten sich neugierig.

EIRENE:
„Kinder! Kommt mal alle her! Wir müssen euch was sagen!“


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VOR DEM TEMPEL -- KURZ DANACH

Die Leute reden durcheinander. Inzwischen haben auch die, die zu weit weg gewesen sind, um die Rede der Horen zu vernehmen, erfahren, was diese verlangen. Gabrielle und Xena betrachten die Menschenmenge, welche die ganze Strasse füllt.

XENA:
„Nicht schlecht, die Idee. So können sie wirklich sicher sein, dass die Einwohner
versuchen werden, miteinander auszukommen.“


GABRIELLE:

„Wie meinst du?“

XENA:
„Jedes Dorf hat... vielleicht zweihundert Einwohner. Da es aber vorwiegend Familien
sind, mit einigen Kinder kann sich die Anzahl der wirklich kampffähigen auf rund
sechzig verringern. Das würde nicht ausreichen.“


GABRIELLE:
„Wenn die zwei Dörfer aber zusammenarbeiten, haben sie eine Chance. Ich verstehe.
Sollten wir ihnen das sagen?“


XENA:
„Ich hoffe sehr, dass sie das selber merken.“


- Schnitt zu: -

KINDERPARADIES

EIRENE:
„Habt ihr alle verstehen, was ihr zu tun habt?“

Die Kinder nicken eifrig.

DIKE:
„Gut.“


- Schnitt zu: -

DORFPLATZ

Tatsächlich, die Einwohner der beiden Dörfer merken, dass sie zusammenarbeiten müssen. Bis sich die kampffähigen Männer mit einer brauchbaren Waffe in der Hand auf dem Dorfplatz von Saritas Dorf versammelt haben, dauert es allerdings eine ganze Weile.

XENA:
(schaut zum Himmel)

„Das wird knapp.“

GABRIELLE:
„Die Horen haben die Bedingung mit dem Sonnenuntergang wohl gestellt, damit keine
Zeit für irgendwelche Vorbereitungen bleibt...“


XENA:
„...Und wir mehr oder weniger einfach drauflos hauen müssen. Das gefällt mir nicht.“

Sie geht auf Thanos zu.

XENA:
„Was wisst ihr genau über diese... Monster?“

THANOS:
„Nicht sehr viel. Vor etwa einem halben Jahr fingen sie an aufzutauchen, im Wald. Als die
erste Bestie gesichtet wurde, waren wir ganz schön nervös. Aber sie kommen nicht ins
Dorf. Sie scheinen den Wald nicht verlassen zu wollen, deshalb meiden wir ihn inzwischen
möglichst. Zum Glück ist noch nie jemand wirklich verletzt worden, was aber auch daran
liegt, dass die Leute weggerannt sind, sobald eins auftauchte und besonders schnell scheinen
diese Wesen nicht laufen zu können.“

Die Kriegerprinzessin runzelt die Stirn


- Schnitt -

WALDLICHTUNG -- WENIG SPÄTER

Die Monster bilden einen schützenden, mehrere Reihen dicken Kreis um einen kleinen Altar, auf welchem sich der Kasten, der das Dokument mit dem Pakt beherbergen soll, befindet.
Es ist nicht wirklich ersichtlich, ob sie diese Menschen, die auf einmal auftauchen überhaupt wahrnehmen, sie rühren sich nicht sondern stehen einfach da.

Xena, Gabrielle und über hundert Männer betreten die Lichtung.

GABRIELLE:
„Hässlich sind sie, das muss schon gesagt werden.“

Tatsächlich scheinen die Monster wie aus einem Alptraum zu entstammen.
Der mit schwarzen Schuppen bedeckte, stämmige Körper lässt sie auf den ersten Blick eher plump erscheinen, aber die Wachsamkeit in den kleinen, rot-schwarzen Augen und ihre Körperhaltung verraten, dass sie alles andere als schwerfällig sind.

XENA:
„Ich finde das seltsam.“

GABRIELLE:
„Dass sie hässlich sind?“

Xena wirft der Bardin einen Seitenblick zu. Diese blickt mit Unschuldsmiene zurück.

XENA:
(kurzes Grinsen; Blick zurück zu den Monstern)
„Nein. Dass sie sich nicht bewegen. Dass sie nicht angreifen.“

GABRIELLE:
„Sie sind vielleicht nur darauf aus, das Pergament zu schützen...“

XENA:
„Hm...“

Sie schaut sich suchend um und geht dann zum Rand der Lichtung, wo sie einen Stein vom Boden aufhebt.
Die Männer verfolgen interessiert ihre Handlung, warten auf ein Zeichen zum Angriff.

In einem hohen Bogen fliegt der Stein auf einen der Monster, der zunächst weiterhin unbeweglich da steht. Im letzten Moment hebt es die Hand hoch und fängt den Stein blitzschnell ab, in einer derart lässigen, ungezwunenen Bewegung, als würde es eine Fliege verscheuchen. Der Stein wird achtlos zu Boden geworfen während die meisten anderen Monster sich davon nicht stören lassen und nur einige verstohlene Blicke zu ihm werfen.

Verwundert hebt die Kriegerprinzessin eine Augenbraue und wechselt einen Blick mit der Bardin.

XENA:
(leise zu Gabrielle)
„Bleib hier!“

Dann zückt sie ihr Schwert und geht auf die Monster zu.

Gabrielle runzelt die Stirn, bleibt aber wo sie ist und fordert die Männern, die der Kriegerprinzessin folgen wollen, mit der Hand ebenfalls zum Bleiben auf. Gespannt beobachtet sie, wie sich ihre Freundin langsam den schrecklichen Wesen nähert.
Ein drohendes Knurren kommt aus dem Maul der Monster. Xena hält das Schwert vor sich und ihre Augen beobachten wachsam jede mögliche Bewegung der Monster.

Jetzt ist sie nur noch eine Armeslänge entfernt. Das Knurren wird lauter. Die Kriegerin wartet einen Moment ab, da sich aber immer noch keins der Monster rührt, wagt sie einen weiteren Schritt.

Die Bewegung kommt so schnell, dass die Kriegerprinzessin sie kaum kommen sieht und schon gar nicht Zeit für eine Reaktion hat. Erschrocken hält Gabrielle die Luft an, als sie sieht, wie die messerscharfen Krallen auf ihre Freundin zukommen.


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