Kapitel 1: Jetzt wird gehandelt
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AN BORD EINER BARKE

POTIPHAR:
(betrachtet wohlwollend eine wild aussehende Schönheit.)
„Sehr hübsch. Wirklich, sehr hübsch.“
(Sie faucht ihn an.)
„Zu schade, dass du für unseren geliebten Pharao reserviert bist.“
(bekommt einen lüsternen Gesichtsausdruck)
„Normalerweise wird die angehende Gattin eines Herrschers ausführlich auf ihre
ehelichen Pflichten eingestimmt...“

(Sie tritt heftig nach ihm.)
„...aber in unserem Fall können wir darauf verzichten. Ich bin überzeugt, dass du deine
Aufgaben auch so erfüllen wirst. In wenigen Stunden wird sich unser beider Schicksal
auf dramatische Weise verändern.“

(schmunzelt)
„Wir zwei bilden sozusagen eine Schicksalsgemeinschaft.“

Momus kommt hinzu.

POTIPHAR:

„Momus! Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich bin zufrieden. Außerordentlich zufrieden sogar. Dafür, dass du der holden Weiblichkeit so gar nicht zugetan
bist, legst du einen erlesenen Geschmack an den Tag.“

(Momus lächelt unbeholfen)
„Nur eine Kleinigkeit, die Augen hätten einen Tick heller - irgendwie strahlender sein
können - du weißt doch, für unseren Sonnenschein. Das hätte einen schönen Kontrast
zum dunklen Haar gegeben.“


MOMUS:
„Da sie einen Schleier tragen wird, fällt es nicht so ins Gewicht, oh Gebieter.“

POTIPHAR:
„Auch wieder wahr. Weißt du, vielleicht sollten wir sie nicht sofort nach der schändlichen
Tat exekutieren.“


MOMUS:
„Wir dürfen kein unnötiges Risiko eingehen, Gebieter.“

POTIPHAR:
„Jammerschade.“
(lechzt sie an)
„Was für eine Verschwendung. Woher kommt sie?“

MOMUS:
„Aus der Hafengegend. Sie trieb sich zwischen den Schiffen herum.“

POTIPHAR:
„Sie ist doch hoffentlich keine Prostituierte?“

MOMUS:
„Und wenn schon. In Anbetracht des Zeitdrucks, konnte ich es mir nicht leisten
besonders wählerisch zu sein.“


POTIPHAR:
„Erkenne ich gerade so etwas wie Aufmüpfigkeit in deinem Tonfall? - Nun ja. Wir sind
alle etwas angespannt, deshalb sehe ich es dir nach. Ich wusste, dass ich mich auf dich
verlassen kann. Zu gegebener Zeit, werde ich dies ausgiebig honorieren.“


MOMUS:
„Ich erwarte nichts von dir, Gebieter.“

POTIPHAR:
(pathetisch)
„Und damit wirst du überhäuft werden.“


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BIBLIOTHEK

XENA:
„Ich habe wirklich nicht gleich durchschaut, wer von euch ein doppeltes Spiel spielt.
Aber ich bin froh, dass du es bist.“


YEMAHA:
(verschlagen)
„Wir können ja vielleicht miteinander ins Geschäft kommen.“

XENA:
„Bedaure, du bist nicht zuverlässig genug.“

YEMAHA:
„Wenn es dir um deinen Anteil geht, wir können verhandeln.“
XENA:
„Dein schmutziges Geld kannst du behalten.“

YEMAHA:
(hoffnungsvoll)
„Wirklich?“



XENA:
„Aber sicher.“

YEMAHA:
(gewinnt seine Selbstsicherheit zurück)
„Warum bist du dann hier?“


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BIBLIOTHEK, BEN-HAS ARBEITSZIMMER.

JOSCA:
„...er ist kein schlechter Mensch, er 'at nur den falschen Ehrgeiz.“

BEN-HA:
„Haben wir den manchmal nicht alle?“

JOSCA:

„Er 'at sich auf eine überaus gefährliche Sache eingelassen. Will aber nicht zur Polizei.“

BEN-HA:
„Das kann ich verstehen. Wir leben nicht in einer Zeit, in der man den Staatsorganen
vertrauen kann.“


JOSCA:
„Im Grunde kann man niemandem trauen.“


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HAFEN

BAHRIJA:
„Bis zur Flut müssen die Schiffe auslaufbereit sein. Sind alle Kisten eingetroffen?“

HAFENMEISTER:

„Sie werden gerade gezählt.“

BAHRIJA:
„Wenn ihr fertig seid, will ich den Lademeister sprechen.“

HAFENMEISTER:
„Aye, aye...“


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NICHT WEIT ENTFERNT AUF EINEM ANDEREN SCHIFF

KAPITÄN:
„Verflixt nochmal. Kann mir irgendeiner von euch Hohlköpfen sagen, wo sich Yemaha
herumtreibt. Er sollte doch schon längst hier sein.“


XENA:
„Ich war so frei ihn mir kurz auszuleihen.“

KAPITÄN:
„Du fehlst mir gerade noch.“

XENA:
„Ahoi, Kapitän.“

YEMAHA:
„Schnappt sie euch.“

Ein kurzer heftiger Kampf entbrennt. Während Xena einen Matrosen nach dem anderen ausschaltet, versucht Yemaha sich unauffällig aus dem Brennpunkt zu stehlen. Mit einem Satz ist Xena bei ihm.

XENA:
„Aber nicht doch.“
(packt ihn)

„Du sollst mich doch auch noch zu Gabrielle führen.“

Yemaha windet sich.

YEMAHA:
„Ich weiß nicht wo sie ist...“

Xena macht anstalten, den Pinch anzuwenden.

YEMAHA:
(hastig)
„...wirklich nicht! Das war Tur! Tur hat sie niedergeschlagen. Und... Bahrija hat...“

Xena kneift die Augen zusammen, lässt Yemaha los und verpasst ihm dabei wütend einen Stoss, sodass er nach hinten taumelt.


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ANDERES SCHIFF, AUF DECK

LADEMEISTER:
„Die Fracht nach Puteoli ist sicher verstaut. Alle Kisten sind vollzählig.“

BAHRIJA:
„Hervorragend. Die Ladung wird dringend erwartet.“

LADEMEISTER:
„Hier sind die Papiere. Zolldokumente, Ausfuhrgenehmigung. Der Lotse ist auch schon an Bord.“

BAHRIJA:
„Schade, dass es unsere letzte Fahrt sein wird. Aber jede Aufgabe findet mal ein Ende.“

Lärm dringt vom Ufer auf das Schiff.

BAHRIJA:
„Was ist das für ein Tumult?“

Gopala drängt mit zahlreichen Helfern an Bord.

GOPALA:
(geht auf Bahrija zu)
„Wer hat hier das Kommando?“

BAHRIJA:
„Ich.“

GOPALA:
„Und wer ist 'ich', wenn ich fragen darf?“
(blättert mit seinen Fingern durch die Papiere, die er in der Hand hält)

BAHRIJA:

„Bahrija Ibn Dahischd, Sonderbeauftragter des römischen Imperiums....“

GOPALA:
„Bahrija, Bahrija - oh hier haben wir ihn ja. Bahrija Ibn Dahischd. Du bist verhaftet!“
(zu zwei kräftigen Kerlen, die hinter ihm stehen)
„Festnehmen!“

BAHRIJA:
„Was soll das? Ich protestiere. Im Namen des Volkes und des Senats von Rom.
Unerhört ... das wird ein Nachspiel haben“

(wird sich heftig wehrend abgeführt)

GOPALA:
(zum Lademeister - bellend)
„Name!“

Der Lademeister zieht einen Schmollmund.

GOPALA:
(sortiert seine Papiere)
„Ist auch nicht weiter wichtig. Festnehmen!“

Gopala und seine Männer schwärmen über das gesamte Schiff aus. Alle Matrosen werden in Ketten gelegt und an die Reling gebunden. Mit ein paar Leuten durchsucht Gopala die Laderäume und Mannschaftsquartiere. Nach einer Weile.

ADJUTANT:
„Nichts zu finden. Wir haben alles gründlich durchsucht.“

GOPALA:
„Sie muss hier sein.“

Im Hintergrund werden Kisten von Bord getragen. Gopala nimmt es beiläufig zur Kenntnis. Plötzlich kommt ihm ein Gedanke.

GOPALA:
„Brecht die Kisten auf, aber vorsichtig!“

Überall ist das Splittern und Krachen von Holz zu hören, während Gopala an Deck die Gefangenen verhört. Einige lässt er frei - andere bleiben in Gewahrsam. Sein Adjutant klettert aus dem Frachtraum nach oben.

ADJUTANT:
„Wir haben sie.“

Der Präfekt drückt ihm den Papyrusstapel in die Hand und eilt mit schnellen Schritten unter Deck. Ein Helfer deutet ihm die Richtung. Er zwängt sich ganz nach vorne in den Bugraum, wo eine mittelgroße Kiste, die vollständig mit Segeltuch umwickelt ist weiter zerlegt wird. Ein Körper, in ein schmuddeliges Laken gehüllt, ist zur Hälfte frei gearbeitet und sackt regungslos langsam nach außen.

Es ist Gabrielle. Wachsbleich. Unter ihren Haaren und an der Stirn klebt getrocknetes Blut.

Gopala nähert sich mit klopfendem Herzen. Zögernd zieht er die Decke von Gabrielles Oberkörper und presst sein Ohr auf ihr Herz.

GOPALA:
„Einen Medicus, schnell.“

Unvermittelt steht Xena im Durchgang und starrt entsetzt auf ihre Freundin.

XENA:

„Sie ist doch nicht...?“

Gopala schüttelt schwach lächelnd den Kopf und erhebt sich. Er gibt seinen Leuten einen dezenten Wink und Xena bleibt allein mit Gabrielle zurück.


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BARKE DES PHARAO

POTIPHAR:
„Die Vorbereitungen zu eurer Vermählung sind in vollem Gange. Die Amazone wurde auf ihre Jungfräulichkeit getestet - und ich darf sagen, zur vollsten Zufriedenheit des Hohepriesters.“

PHARAO:
„Mit dieser Hochzeit wird ein neues Zeitalter anbrechen.“

POTIPHAR:
„Das ist gewiss.“

PHARAO:
„Sind die Brautwerber in das Monument untergebracht?“

POTIPHAR:
„In diesem Moment werden sie dorthin geleitet, mitsamt den Brautgeschenken.“

PHARAO:
„Nach unserer Rückkehr nach Memphis wirst du den Platz des Hohepriesters einnehmen.
Das ist - nach dem Wesir die höchste Position, die ich dir verschaffen kann - als Ausdruck
meiner immerwährenden Dankbarkeit.“



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PRÄFEKTUR, BÜRO VON GOPALA -- AM NÄCHSTEN TAG

GOPALA:
„Das war schon eine tollkühne Aktion, die du dir geleistet hast. Ben-Ha hätte sich zuerst
an mich wenden müssen.“


XENA:
„Er wusste sich nicht anders zu helfen. Und du mußt selbst zugeben, auch in
deinen Reihen existieren Profitgier und billige Machenschaften. “


GOPALA:
„Das streite ich keineswegs ab. Mich ärgert nur, dass wirklich jeder glaubt, ich sei
ein Idiot. Wir können froh sein, dass wir nur einen Toten zu beklagen haben.“


XENA:
„Ich kann nicht sagen, wie dankbar ich dir bin. Ohne dich wäre Gabrielle ganz sicher
nicht mehr am Leben.“


GOPALA:
(wehrt bescheiden ab)
„Die Eingebung kam zur rechten Zeit.“

Ben-Ha tritt ein.

BEN-HA:
(grüßt beide)
„Xena, Gopala.“
(zu Gopala)
„Hier ist meine Aussage, die du angefordert hast.“

GOPALA:
„Danke.“
(legt die Rolle ungelesen beiseite und schaut abwechselnd Ben-Ha und Xena an;
plötzlich)

„Xena von Amphipolis, du und deine Freundin, ihr seid wegen wegen illegaler
Einreise verhaftet. Ihr habe es versäumt euch innerhalb von zwei Tagen nach
der Ankunft in Alexandria bei der zuständigen Präfektur registrieren zu lassen.
Außerdem liegen gegen dich mehrere Anzeigen, wegen gefährlicher Körperverletzung
vor. Bis zum Abschluss der Ermitt... ächz.“

Ein trockener Kinnhaken von Xena beendet Gopalas Redefluss. Sie fängt ihn auf und lässt ihn sanft zu Boden gleiten.

XENA:
„Er ist tatsächlich durch und durch Polizist. Aber ich habe wirklich besseres zu tun, als
meine Zeit in einer Zelle abzusitzen.“


(auf dem Weg zur Tür)
„Bevor ich es vergesse - können wir uns auch nachträglich anmelden?“

BEN-HA:
(grinst)
„Ich werde das für euch erledigen“


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