Kapitel 3: Schlechte Neuigkeiten
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BIBILIOTHEK VON ALEXANDRIA, LESESAAL



GOPALA:
(greift erneut zum Wein)
„...wir sind hier sehr modern, was die Rolle der Frau betrifft. Wir hatten schon immer
weiblichen Schriftgelehrten den Zugang zur Bibliothek geöffnet. Nicht wahr, Ben-Ha. Ist
gar nicht so lange her, als schon mal eine da war. Wie hieß sie noch gleich?“


BEN-HA:
„Fugate.“

GOPALA:
„Ja, richtig. Eigentlich aus gutem Hause. War aber überzeugt, dass sich unter ihren Vorfahren
ein Flaschengeist befindet.“


GABRIELLE:

„Ihr beliebt zu scherzen.“
(lächelt verlegen)

GOPALA:
„Später hat sich herausgestellt, dass sie nicht ganz richtig im Kopf war. Wir mussten
sie des Landes verweisen.“

(lacht dröhnend und klopft sich dabei auf die Schenkel)

GABRIELLE:
„Meine Eltern waren einfache Bauern nahe der Grenze zu Makedonien. Trotzdem
hatte ich Gelegenheit in Kontakt mit umherreisenden Barden zu treten. Vieles von
dem, was ich weiß, habe ich von ihnen gelernt. Und wie steht es mit Ihrer Familie?“


GOPALA:
„Ach nichts Besonderes. Alte Beamtendynastie. Der Erstgeborene tritt in die Fußstapfen
seines Vaters...“



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EIN EINFACHER RAUM, SPÄRLICH MÖBILIERT -- ZUR GLEICHEN ZEIT

Ein paar vereinzelte Kerzen sorgen für dürftige Beleuchtung. Josca spricht zu einer Person, die im Halbdunkel kaum zu erkennen ist.

JOSCA:
„Ich denke, ich 'abe den Schlüssel verstanden. Eine Spalte enthält einen koptischen Text,
der in der folgenden Spalte komplett auf 'ethitisch übersetzt ist. Man erkennt es nicht sofort,
denn er ist auf den Kopf gestellt. So wie die dritte Spalte, die dazu noch seitenverkehrt
abgefasst ist. Und nun 'alt' dich fest, es ist...“


GESTALT:
„Alt-phönizisch.“

JOSCA:
„Wozu mache ich mir eigentlich die ganze Arbeit, wenn du sowieso schon alles weißt?“

GESTALT:
„Ich habe nur geraten.“

JOSCA:
„Alle Texte haben den gleichen Inhalt - irgendeine Mitteilung über diplomatische Beziehungen
aus der Zeit von Snofru - und sind ausschließlich in toten Sprachen abgefasst.“


GESTALT:

„Mit Hilfe dieses Papyrus kann man also diverse alte Dokumente übersetzen.“

JOSCA:
„Ja, Besitzurkunden, Verträge zwischen einzelnen Königreichen, besondere Regelungen...“

XENA:
„...die Thronfolge betreffend.“

JOSCA:
„Das auch.“

XENA:
„Ein wirklich brisantes Dokument.“
(zu sich selbst)
„Qui bono - wem nützt das?“

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ZU VORGERÜCKTER STUNDE

GOPALA:
(greift erneut zum Wein)

„...leider war es mir noch nicht vergönnt, eine passende Frau zu finden.“

BEN-HA:
„Obwohl sie sich um ihn reißen. Aber unser lieber Gopala hat nun mal einen
exquisiten Geschmack.“


GOPALA:
(nickt zustimmend)
„In meiner Position muss ich schon darauf achten, wen ich zur Gemahlin wähle.
Schließlich wird mein Sohn einmal der Präfekt von Alexandria.“


GABRIELLE:
„Ohne Zweifel ist die künftige Glückliche zu beneiden.“
(unterdrückt ein Gähnen)
„Welche Frau wünscht sich nicht, dass sie für ihren Gatten jemand ganz besonderes ist.“

BEN-HA:
„Tur, bringe noch etwas Wein. Tur?!?“
(sieht sich suchend um)
„Wo steckt der Bursche schon wieder?“

GOPALA:
„Ach lass nur. Ich habe euch schon zu lange aufgehalten. Außerdem: Die Arbeit ruft.“
(verschwörerisch zu Gabrielle)
„Wir suchen eine Amazone. Aber psst - es ist ein Geheimauftrag.“

Gabrielle zuckt bei diesen Worten leicht zusammen, schenkt ihm aber trotzdem ein entwaffnendes Lächeln.

GABRIELLE:

„Nun, falls Euch meine Studien hilfreich sein können, bin ich gerne bereit...“

GOPALA:
(winkt ab)
„Eine so reizende Person, sollte sich nicht mit kriegerischen Angelegenheiten befassen müssen.“
(erhebt sich)
„Es war mir ein Vergnügen. Vielleicht ergibt sich bei Gelegenheit -“
(Er räuspert sich, Ben-Ha begleitet ihn zum Ausgang.)
„ - zuerst... dann das Vergnügen.“

BEN-HA:
„Alexandrias Glück ist das Pflichtbewusstsein dieses ehrenwerten Präfekten.“

Er schiebt Gopala durch die Tür.

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EIN EINFACHER RAUM, SPÄRLICH MÖBILIERT

JOSCA:
„Denkst du nicht, dass es an der Zeit wäre, mich über die Details aufzuklären? Dass ich ausnahmslos
auf euer Seite stehe ist wohl inzwischen ja deutlich klar. Und es würde meine Arbeit vereinfachen, statt dass...“


XENA:
(unterbricht ihn)
„...spar dir deine Überredungskunst. Ich habe dies heute Morgen bereits mit Ben-Ha besprochen.“


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BIBLIOTHEK, HAUPTHALLE

BAHRIJA:

„Was wollte der Trottel hier in der Bibliothek?“

TUR:
„Er ist auf Brautschau.“

BAHRIJA:
„Versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen“

TUR:
„Aber wenn ich es doch sage.“

BAHRIJA:
„Und ausgerechnet hier will er fündig werden?“

TUR:
„Keine Ahnung.“

BAHRIJA:
„Ich hoffe, er spürt nichts von dem nach, das wir suchen. Schon eine Spur?“

TUR:
„Das nicht, aber keine Sorge, ich habe alles unter Kontrolle“

BAHRIJA:
„Wirklich?“

TUR:
„Vertrau' mir.“

BAHRIJA:
„Ph.“

TUR:
„Deine Spione entwickeln zu viel Phantasie.
Glaub' mir, wenn er uns auf den Fersen wäre, wüsste ich das.“


BAHRIJA:
„Leider weißt du nur was, wenn es dir nützlich ist.“


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IN DER BIBLIOTHEK

BEN-HA:
„Gratuliere, du bist die geborene Schauspielerin.
Wie du Gopala um den Finger gewickelt hast.“


GABRIELLE:
„Das war überhaupt nicht schwer, er wollte es ja so.“

BEN-HA:
„Trotzdem. Mir sackte fast das Herz in die Hose, als ich ihn so unversehens vor dir stehen
sah - ich hatte vergessen, dir von der Suche des Pharaos nach einer Amazone zu erzählen.
Das war große Improvisationskunst.“


GABRIELLE:
„Ich bin nicht die Einzige, die viele Talente hat.“

BEN-HA:
„Wie meinst du das?“

GABRIELLE:
„Ach nichts. Ich musste nur gerade an jemanden Bestimmtes denken.“
(schaut sich um)
„Ich schätze, ich mache dann für heute Feierabend. Jemand sollte die Schriftrollen versorgen.“

BEN-HA:
„Aber sicher. Tur! Tur? Sonst läuft er einem ständig zwischen die Beine, aber kaum, dass
man ihn braucht...“

(geht Tur suchen)

Gabrielle schaut sich im leeren Lesesaal um. Überall auf den Tischen liegen Schriftrollen. Langsam schlendert sie durch die Reihen und greift nach einer, die ihr am nächsten liegt. Nach kurzem Studium legt sie diese wieder beiseite und langt nach einer anderen. Sie geht zum nächsten Tisch. Das gleiche Spiel. Sie geht noch mal zurück, greift zu der Rolle, die sie zuerst in der Hand hatte und langt nach einer beliebigen anderen. Abwechselnd vergleicht sie diese.

GABRIELLE:
(stirnrunzelnd)
„Sieh einer an.
Ganz fleißige Studenten. Bloß nicht am Studieren...“

Plötzlich ein Geräusch.

GABRIELLE:

„Ah Tur, da bist du ja. Ben-Ha sucht schon überall...“

Weiter kommt sie nicht, denn Tur schlägt sie mit einem Knüppel, der wie eine Schriftrolle aussieht, unversehens nieder.


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