Kapitel 2: Die Goloz-Senke
- Aufblendung -

NARAMS LAGER

AHMED:
„Der Sandsturm rückt näher und Yussuf ist nicht auffindbar. Jeder will ihn woanders
gesehen haben. Aber wenn wir jetzt nicht aufbrechen, geraten wir mitten hinein.“


NARAM:
„Hast du alles gründlich durchsucht?“

AHMED:
„Ja, zur Sicherheit habe ich Said und seinen Brüdern aufgetragen, weiter nach
ihm zu forschen.“


NARAM:

„Gut, gehen wir.“


- Schnitt -

XENA:
„Gabrielle. Du hast doch nicht wirklich vor zu schmollen, bis wir unser Ziel erreicht haben?“
(Gabrielle schmollt weiter)
„Na ja, wenn ich dir nichts mehr erzählen soll - von meinen früheren“
(sie grinst)
„wüsten Leben...“

Xena schaut Gabrielle verheißungsvoll an.

Gabrielle zupft gelangweilt an ihrem Kragen, Xena nickt ihr auffordernd zu.

GABRIELLE:
„Nun mach schon.“

XENA:
„Wo war ich stehen geblieben? Ach ja - wir hatten uns in die berüchtigte Goloz-Senke zurückgezogen...“

RÜCKBLENDE

XENA:
(VOICE OVER)
...Als die Nacht gekommen war, herrschte absolute Stille. Ich muss wohl schnell
eingeschlafen sein, denn als Naram mich weckte, wusste ich zunächst gar nicht wo
ich mich befand.

(ENDE VOICE OVER)

NARAM:
„Xena! Xena!!“

Da sie nicht reagiert, schüttelt er sie wach.

XENA:
(desorientiert)
„Wo? - Ach du bist's.“


NARAM:
(drängend)
„Komm mit, das wird dich interessieren. Ich habe mich weiter oben umgesehen ... und
dabei, das hier entdeckt...“


XENA:
„Frische Hufspuren - die vom Lager wegführen.“

NARAM:
„Ja, aber eigenartig ist, dass unsere Tiere vollzählig sind. Ich habe sie extra
noch mal gezählt.“


XENA:
(beunruhigt)
„Zu den Wachen.“

NARAM:
„Sollen wir getrennt...?“

XENA:
„Nein! Wir bleiben zusammen.
- tot! ..und keine Kampfspuren. Wie lange habe ich geschlafen?“


NARAM:
„Nicht lange. Eine Stunde vielleicht. Eher weniger.“

XENA:
„Sehen wir nach Omar.“

NARAM:
„Dasselbe. Was kann das nur bedeuten?“

XENA:
„Lass uns wieder hinuntergehen. Wir wecken die anderen und brechen sofort auf.
Nimm seine Waffen.“


NARAM:
(zischend)
„Verdammt. Alle tot. Und nirgends auch nur das kleinste Anzeichen eines Kampfes.“

Beide schauen sich ratlos und bestürzt an.

ENDE RÜCKBLENDE


GABRIELLE:
„Ihr beiden wart die einzigen, die am Leben blieben?“

XENA:
„Ja.“

GABRIELLE:
„Aber wie konnte das geschehen?“


XENA:
„Uns war es ebenfalls ein Rätsel. Die anderen alle getötet im Schlaf. Es gab keine Spuren,
außer derjenigen, die von der Senke fortführte. Das alles schien nicht mit rechten Dingen
zuzugehen. Man munkelte schon immer über Dämonen, die dort hausen. Aber ich wollte
einfach nicht an böse Geister glauben - und es blieb keine Zeit der Sache auf den
Grund gehen.“


GABRIELLE:
„Hattet ihr denn keine Angst?“

XENA:
„Unheimlich war es schon, doch es musste eine rationale Erklärung geben. Dass es nur
eine Spur gab, die auch nicht zur Senke hin, sondern nur von ihr wegführte, bedeutete,
dass man uns auf jeden Fall beobachtet hatte. Wir mussten daher so schnell als möglich
verschwinden, durften aber nicht riskieren, dass man merkte, dass es Überlebende gab.
Also begaben wir uns ans Werk...“


RÜCKBLENDE

XENA:
„Bring unsere beiden Pferde zur Stelle, an der die Spur endet und sorge dafür, dass wir
genügend Buschwerk haben, um nachher unsere Fährte zu verwischen. Ich präpariere
das Lager.“


NARAM:
„Ich sorge dafür, dass es bei den Wachen nicht auffällt, dass wir sie gefunden haben.“

XENA:
„Gut, pass aber auf. Wir sollten uns beeilen. Nicht, dass wir noch eine böse
Überraschung erleben.“

ENDE RÜCKBLENDE


XENA:
„Wir waren keine Minute zu früh fertig, der Morgen graute und die Truppen nahten.“

GABRIELLE:

„Ihr seid nicht entdeckt worden?“

XENA:
„Nein - dort nicht. Ich wusste: Dem König war von Anbeginn klar, dass uns nur die
Goloz-Senke als Zufluchtsort blieb. Deshalb hatte er dort einen Kundschafter abgestellt.
Da er aber nicht sicher sein konnte, dass wir nicht doch woanders lagern würden, musste
er seine Soldaten so zentral positionieren, dass er jedes Ziel schnell erreichen konnte,
während er die anderen potentiellen Verstecke beobachten ließ. Er war schon immer
ein begnadeter Stratege.“


GABRIELLE:
„Ein ebenbürtiger Gegner.“

XENA:
„Ja, und ein gefährlicher dazu. Er kannte mich zu gut. Jede meiner Bewegungen
konnte er voraussehen. Sobald wir seine Soldaten in die Senke einreiten sahen, machten
wir uns schnurstracks auf den Weg in den Palast. Es galt diesen Vorsprung zu nutzen.“


RÜCKBLENDE

SARGON:
„Xena, welch Überraschung. Ich muss gestehen, so bald hätte ich dich nicht erwartet-
jedenfalls nicht so lebendig.“


XENA:
„Die Freude ist ganz meinerseits. Ich sehe du hast dich vergrößert. Wie viele Räume?“


SARGON:
„260 und alle ebenerdig. Möchtest du auch ein Glas? Vielleicht dein Gefährte? Wer ist er?“

Naram gießt sich selbst ein und nimmt aus einer bereitstehenden Schale etwas Obst, dann setzt er sich auf die Fensterbank und isst. Dabei schweifen seine Blicke abwechselnd mal auf den Innenhof mal ins Zimmer. Er verfolgt den Dialog der beiden und seine Mimik wechselt zwischen frech grinsend und empört.

XENA:
„Mein Lebensretter.“

SARGON:
„Ich werde ihn dafür köpfen lassen“

XENA:
„Oh, er hat es nicht absichtlich getan. Es war rein zufällig. Aber wenn ich es genau nehme,
dann habe ich es dir zu verdanken, dass ich jetzt hier stehe. Die Ehre gebührt daher dir.“


Sie greift nach ihrem Schwert.

SARGON:
„Meine Soldaten werden bald wieder hier sein. Du solltest dich zurückziehen, solange
es noch geht.“


XENA:
„Nicht ohne ein paar Zusicherungen.“

SARGON:
„Das geht nicht.“

XENA:
„Denk an die alten Zeiten.“

SARGON:
„Die sind der Grund dafür.“

XENA:

„Ich hätte da ein paar überzeugende Argumente.“
(hält ihr Schwert an seine Kinnspitze)

SARGON:
„Du weißt, dass ich dich nicht unbehelligt ziehen lassen kann.
Ich muss mein Gesicht wahren.“


XENA:
„Du könntest mich mal wieder für tot erklären lassen.“

SARGON:
„Aber das bist du nicht. Man erwartet von mir, deinen Leichnam öffentlich zur Schau
zu stellen. Und solange das nicht geschieht, wird es niemand glauben.“


Xenas Blick schweift über die gedeckte Tafel, sie greift nach einem Hähnchenschenkel.

XENA:
(kauend)
„Seit wann weißt du von dem Gas?“

SARGON:
„Seit wann weißt du es?“

XENA:
„Ich habe es heute Morgen gerochen.“

SARGON:
„Es dringt an vielen Stellen durch die Oberfläche. Bisher wissen wir nur zweierlei -
es ist entzündlich und es bringt den Tod.“


XENA:

„Womit wir wieder bei meinem Vorschlag wären.“

ENDE RÜCKBLENDE


AHMED:
„Yussuf ist geflohen. Es fehlt ein Kamel und Jamal wurde die Kehle aufgeschlitzt.
Sollen wir die Verfolgung aufnehmen?“


NARAM:
„Ja! Ruf ein paar Männer zusammen. Wenn ihn der Sturm nicht schon erledigt,
entkommt er uns nicht. Dennoch muss es unser vorrangiges Ziel bleiben, die beiden
Frauen zu finden.“


AHMED:
„Aber es ist doch offensichtlich, dass Yussuf sie nur erfunden hat, um uns in die Irre
zu führen. Außerdem beweist seine Flucht, dass er seine Gefährten ermordet hat.“


NARAM:
„Das mag wohl sein. Jedoch, die blauäugige Frau kann keine Erfindung von ihm sein.“


AHMED:
„Woher willst du das wissen?“
NARAM:
„Weil ich sie kenne - wir sind uns vor Jahren schon einmal begegnet.“


- Schnitt -

GABRIELLE:
„Sie sind wieder da.“

XENA:
„Ich weiß. Scheint so, dass wir bald offiziell Gesellschaft bekommen. Mach dich schon mal hübsch,
uns erwartet eine Einladung.“



- Schnitt -

Ein Reiter nähert sich.

QUASA:
„Salam aleikum.“

XENA:
„Aleikum salam.“

QUASA:
„Mein Herr würde sich überaus geehrt fühlen, wenn ihr seine Gastfreundschaft in Anspruch
nehmen würdet.“


XENA:
„Richte ihm aus, dass wir uns mehr als geehrt fühlen.“

QUASA:
„Er erwartet euch gegen Sonnenuntergang.“


- Schnitt -

Die Sonne ist bereits untergegangen.

GABRIELLE:
„Wird es nicht als unhöflich empfunden, wenn wir so spät kommen?“



XENA:
„Ganz im Gegenteil. Damit zeigen wir, dass wir wissen, was sich gehört.“

- Ausblendung -