Kapitel 2: Das Unvermeidbare?
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APHRODITES GEMÄCHER

Sven/Gabrielle setzt sich auf, umhüllt ihren nackten Körper mit einer Decke und sinkt in sich zusammen. Es ist aus... Wenn Aphrodite herausfindet wer er wirklich ist, kann das nur in einer Katastrophe enden. Denn just in dem Moment, als Ares aufgetaucht ist und er ihn erkannt hat, sind etliche Erinnerungen seines Traumes an die Oberfläche gekommen.
Ausgerechnet ihm muss das passieren. Da werden die kühnsten Fantasien Wirklichkeit, und schon steht er zwischen den Fronten. So war es schon immer und das wird sich wohl auch niemals ändern. Hätte er sich ja denken können.

Die Minuten scheinen eine Ewigkeit zu sein, doch die Beiden kehren nicht wieder. Sven steht auf und schaut sich um. Beinahe alles ist in rosa gehalten, sogar die Bilderrahmen die an der Wand hingen und Bilder von Aphrodite und Cupido enthalten.
Ist er nun an einem Ort von dem er nicht mehr wegkommt, wenn die Götter es nicht wollen, oder ist er noch in Griechenland, in einem Tempel?

Er vermag dies nicht einzuschätzen. Auch entdeckt er keinerlei Türen oder Eingänge. Er ergibt sich seinem Schicksal und ist bereit, die Konsequenzen für das was geschehen ist zu tragen. Doch will er wenigstens mit etwas Würde dem entgegentreten, was auf ihn zukommt. Er sucht wie wild seine/Gabrielles Kleidung, findet diese aber nicht, es ist weg, unauffindbar. Das einzige was er/sie auf Anhieb finden kann, sind einige rosa Tücher und Laken. Das zum Thema Würde, denkt sie/er bei sich und beginnt, sich diese um ihren Körper zu wickeln. Nach kurzer Zeit sieht sie in einen Spiegel und muss doch ganz kurz lächeln. Zumindest ist das, was sie dort sieht doch eigentlich ganz manierlich, besser als befürchtet.

Kaum ist sie damit fertig, als sie hinter sich ein Geräusch vernimmt und sich erschrocken herumdreht. Es ist Aphrodite, die alleine im Raum auftaucht. Sie scheint noch mit dem was sie anscheinend soeben erfahren hat beschäftigt zu sein und schüttelt mit dem Kopf.

APHRODITE:
(noch in Gedanken versunken)
„So ein Trottel, wenn Frau nicht alles selber in die Hand nimmt, dann wird das nichts“

Erst jetzt sieht sie hoch und sieht Gabrielle/Sven. Ihre Laune scheint sich schlagartig zu verbessern, als sie diese in diesem rosa Aufzug sieht. Ein breites Grinsen des Wohlwollens umgab ihr Gesicht, was Gabrielle/Sven etwas Hoffnung schöpfen lässt.

APHRODITE:
(erfreut grinsend)
„Uuiii, na das nenn ich aber mal Geschmackvoll.
Schick, steht dir ausgezeichnet Sve... Gabrielle.“

Bei dieser Andeutung seines eigentlichen Namens, erschrickt Sven/Gabrielle und tritt dabei unweigerlich einen Schritt zurück. Sie weiß es, denkt er, läuft rot an, senkt den Kopf und bringt kein Wort heraus. Doch Aphrodite tritt auf ihn zu, nimmt ihn in den Arm und flüstert ihm zu.

APRODITE:
(verständnisvoller Ton)

„Hey, hab keine Angst... Es geschieht dir nichts. Hast du Angst ich könnte dir etwas
tun? Nein, du kannst ja nichts dafür, das haben wir alles diesem Spatzengehirn von
Kriegsgott zu verdanken. Der wäre besser auf einer Farm aufgehoben.“

Sven blickt schüchtern und noch etwas ängstlich hoch und sieht in Aphrodites Gesicht. Die Göttin strahlt eine derartige Zuversicht aus, dass er wieder Hoffnung schöpft.

SVEN/GABRIELLE:
(schüchternd fragend)
„Ich weiß nicht wie ich das jemals wieder gutmachen kann.
Ich hoffe du bist nicht böse, es war wirklich keine Absicht, dich...“


APHRODITE:
„Ach was, denk nicht zu viel darüber nach. Und vor allem, wer sich so geschmackvoll kleiden
kann, dem kann ich nicht böse sein.“

(breit grinsend)
„Jetzt wo ich weiß was los ist, können wir zusammen damit beginnen, alles wieder ins
rechte Lot zu bringen. So wie ich mitbekommen habe, geht es der wahren Gabrielle soweit
ganz gut, und hoffen wir, du machst ihr weiterhin Ehre und vertrittst sie so gut wie bisher.“

(kurze Pause, mustert Gabrielle/Sven)
„So gut dir das auch steht, zieh lieber deine Sachen wieder an, so das wir starten können...
Keine Bange, ich schau nicht hin.“

Sie lacht und schnippt mit ihren Fingern.
Direkt vor Gabrielle liegen auf einem Höckerchen ihre Sachen wie neu vor ihr.

Er/Sie zieht sich schnell an und fragt anschließend Aphrodite.

SVEN/GABRIELLE:
„Und, wo sollen wir anfangen? Ich habe echt keine Ahnung was genau ich machen muss oder soll.“


APHRODITE:
„Zuerst sollten wir schnell wieder zurück nach Rhodos, Xena sucht dich schon wie verrückt.
Uns fällt da schon was ein. Und glaube mir, wir bringen euch beide wieder dahin zurück,
wo ihr sein solltet... In Ordnung, bist du bereit?“

Sven/Gabrielle nickt nur schweigend, als Aphrodite ihn/sie an der Hand nimmt und nochmals aufmunternd die Hand drückt.

APHRODITE:
„Also dann... Festhalten, es geht los!“

Sie verschwindet mit ihr aus ihren Gemächern um nach Rhodos zurückzukehren und ihres Bruders Missgeschick auszubügeln zu versuchen.


- Schnitt-

RHODOS

Gabrielle/Sven landet zusammen mit Aphrodite wieder in Rhodos. Immer noch etwas benommen von der ungewohnten Transportart, welche die Götter so ihr Eigen nennen, gewöhnt er sich nun langsam daran, und das Benommenheitsgefühl ist dieses Mal schneller verflüchtigt, als beim letzen Mal.
Er erwartet im Unterbewusstsein, dass sie wieder in der Herberge auftauchen würden, von wo sie auch gestartet waren. Jedoch kommt der Ort, an dem sie erschienen, so überraschend, dass er erst einmal einige Sekunden benötigt um zu realisieren, wo sie nun wirklich sind. Sven erschrickt als er das erkennt. Aphrodite strahlt ihn zufrieden und bestens gelaunt an.

Sie sind beide direkt auf dem Haupt des Kolosses, der über der Hafeneinfahrt wacht, gelandet. Das ist genau das was Sven nun am Dringendsten benötigte. Ausgerechnet er, der schon fast einen Höhenkoller bekommt, wenn er auf einem Balkongeländer im zweiten Stock steht und nach unten sieht. Und nun das, ganz oben auf der Statue, ohne Geländer, ohne Sicherheitseinrichtungen, mit freiem Blick hinab in die Tiefe.
Er wird Leichenblass.

APHRODITE:
„Ahhh... Na, wenn das kein herrlicher Ausblick ist.
Ich könnte dies hier stundenlang genießen.“

Freudig sieht sie Sven/Gabrielle an und bemerkt, dass diese blass und fahl im Gesicht wird und mit zittrigen Knien da steht. Als Göttin vergisst sie eben immer wieder, dass die Sterblichen sich in Gefahrensituationen ja nicht einfach wegschnippen können. Diese uralte Furcht vor Tiefe, den Abgründen.

Sven/Gabrielle macht vorsichtig einige Schritte rückwärts, um mehr in Richtung Mitte des Kopfes der Statue zu kommen, so dass er nicht ganz das Gefühl hat, der Rand könnte unter seinen Füßen wegbrechen und ihn mit in die Tiefe reißen. Er/Sie klammert sich an Aphrodites Arm fest. Dies gibt ihm etwas das Gefühl sicherer zu sein, und macht diese Situation etwas erträglicher für ihn.

SVEN/GABRIELLE:
(etwas gefasster)
„Na, ich weiß nicht, ich könnte mir da etwas Schöneres vorstellen.“

Er versucht ein Lächeln hervorzubringen.

Erst jetzt erkennt er den Trubel und Auflauf der am Hafen in Gange ist. Ein lautes und unverständliches Geschreie und Gekreische dringt bis hier herauf. Etwas ist dort in Gange und sieht nach etwas Schlimmen und Unerwartetem aus.
Von hier oben ist nicht allzu viel zu erkennen, aber es scheint, als ob sich eine aufgebrachte Menschenmenge auf den Koloss zubewegt.

Aber was sollte die Menschen dazu bewegen, sich gegen ein Weltwunder zu stellen oder es gar zu verachten? Na ja, zumindest ein zukünftiges Weltwunder, korrigiert er sich selber.
In den Legenden um den Koloss von Rhodos, wird immer wieder darüber spekuliert, weshalb dieses Wunder der Baukunst nicht erhalten geblieben ist. Es immer wieder ein ungelöstes Rätsel ist, warum es zerstört worden ist. Ist dies nun die Antwort auf all die Rätsel, die der modernen Wissenschaft vorenthalten bleiben? Ist das der Moment welcher Geschichte und Legenden schreibt?

SVEN/GABRIELLE:
(noch in ihre Gedanken vertieft)
„Aber muss das ausgerechnet jetzt sein, jetzt wo wir hier oben stehen?“

Er blickt nach unten und deutet mit der Hand darauf. Aphrodite bemerkt nun auch, dass dort unten etwas nicht ganz so verläuft wie es sollte.

APHRODITE:
„Ja, du hast recht. Irgendetwas geht da vor. Lass uns mal nachschauen, was da los ist.“

Sven ist nicht sonderlich angetan von dem Gedanken, mitten in diese aufgebrachte Menschenmenge einzutauchen.

SVEN/GABRIELLE:
„Ähm, ich glaube, ich nehme lieber den normalen Weg nach unten.“

Er geht auf eine Art Luke zu, die in der Mitte des Kopfes angebracht ist, und öffnet diese vorsichtig. Tatsächlich... Von hier führt eine Leiter hinunter direkt in das Innere der Statue.
Aphrodite blickt nur kurz dort hinunter und schüttelt den Kopf.

APHRODITE:

„Na, wenn du meinst, aber verlange nicht von mir, dass ich mir diese Eselei dort antue.
Ich warte dann am unteren Eingang auf dich.“

Und verschwindet. Sven kommt der Gedanke, ob er nicht doch besser Dites Angebot angenommen hätte, aber nun ist sie weg. Also Augen zu und durch, denkt er bei sich und beginnt den Abstieg ins Dunkle.

Das was sich so Leiter schimpft, fühlt sich bei weitem nicht so vertrauensvoll an wie der Name dies hergeben sollte. Langsam gewöhnen sich seine Augen an das Dunkel, und erkennen, dass doch von überall her ein leichter Lichtschimmer von Außen eindringt. Nach etlichen Metern, bekommt er endlich wieder Boden unter den Füßen zu fassen und atmet erleichtert auf.

Hinter ihm wird es langsam heller, und er erblickt einen Raum in dem Fackeln brennen. Auch werden Stimmen lauter, die von weiter unten zu kommen scheinen. Sven/Gabrielle beschließt, doch lieber in den Nebenraum zu gehen, um sich eine Fackel zu holen, denn mit Licht ist es ihm doch wohler in der Haut. Vorsichtig öffnet er die Türe und tritt hinein. Was er dort sieht, überwältigt ihn nun doch.

Er steht in einer Riesigen Schatzkammer. Alles funkelt und glitzert. Überall wo das Auge hinblickt, sind Gold, Juwelen, Schmuck, Geschmeide und edelste Stoffe.
Sofort überkommt ihn der Gedanke, dass dies wohl Opfergaben oder Gastgeschenke sein müssen, zum Anlass der Fertigstellung dieses gigantischen Bauwerkes. Ist es das, weshalb das Volk rebelliert oder wollen sie sich einfach nur diese Sachen stehlen?

Er weiß es nicht, und besinnt sich wieder darauf, dass Aphrodite ja auf ihn wartet. Er kann sich nur schwer dem Anblick entziehen, und versteht langsam, wieso die Menschen immer wieder dem Glanz und der Anziehungskraft des Goldes erlegen. Auch er ertappt sich ganz kurz bei einem Gedanken, den er aber sofort wieder verwirft. Er nimmt sich eine der Fackeln, die an der Wand angebracht sind und verschließt die Türe sorgfältig wieder hinter sich. Er entdeckt eine Treppe die nach unten führt. Diese sieht wesentlich vertrauensvoller aus als die Leiter, die er gerade hinter sich hat. Je weiter er nach unten gelangte, umso lauter werden die Stimmen, die nichts Gutes verheißen.

Ein Gepolter und Klopfen, das schon wie ein dumpfer, unheilvoller Ton durch den ganzen Körper des Kolosses dringt, ist überall zu vernehmen. Dann sieht er die ersten Wächter und Soldaten, die aufgebracht dabei sind, aus kleinen Schlitzen und Verschlägen heraus, die Statue zu verteidigen. Ist es so schlimm? Er muss sich erst einmal ein Bild davon machen, was genau los ist. Er will nicht gerade in eine Schlacht geraten. Das ist das Letzte, das er nun gebrauchen kann. Er ist Schlägereien immer aus dem Weg gegangen und musste zum Glück noch niemals mit Waffen umgehen. Aber was heißt zum Glück? Wenn er nun da dazwischen geraten sollte, steht er doch da wie ein wehrloses Opferlamm. Er schnappt sich den Erstbesten der an ihm vorbeiläuft und fragt ihn nach der Situation. Dieser antwortet in einem Ton, als ob schon alles zu spät wäre.

GABRIELLE/SVEN:
„Was ist da unten los, warum laufen die Leute dort wie von Furien gehetzt gegen euch an?“

Der Wächter registriert zwar Gabrielle/Sven und ihre Frage, aber wird nicht einmal misstrauisch warum sie hier ist und wie sie hier hereingekommen ist.



WÄCHTER:
(hektisch und aufgeregt)
„Ich weiß auch nicht... Das geht schon seit heute Morgen so. Irgendwer muss denen
eingeredet haben, dass diese Statue ihnen Unheil bringen werde. Aber dabei ist sie doch
nur zu deren Schutz da. Ich verstehe das nicht so recht. Und nun wollen die uns
massakrieren und dieses Bauwerk vernichten.“

Na toll, denkt sich Sven, er steht mittendrin in einem Volksaufstand.
Wäre jetzt die richtige Gabrielle da, wüsste sie mit Sicherheit was zu tun sei, so aber steht er ratlos da. Wieder zu dem Wächter gewandt meint er.

GABRIELLE/SVEN:
„Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass dieses Monument der Menschheit zerstört
wird. Habt ihr hier irgendwo Xena gesehen? Sie sollte schon lange hier sein.“

Er ist so aufgeregt, dass es ihm nicht in den Sinn kommt, dass sich die ganze weitere Zukunft verändern könnte, sollte dieses Monument überleben. Aber nun ist er schon einmal hier, mittendrin und muss um sein Leben fürchten, so dass er keine andere Wahl hat und da wohl oder übel durch muss.
Von Aphrodite ist ebenfalls weit und breit nichts zu sehen.

WÄCHTER:

„Ja, schon, aber ich befürchte, dass -wenn kein Wunder geschieht- wir schon verloren
haben. Denn die Soldaten sind außerhalb der Stadt und werden uns nicht mehr
rechtzeitig erreichen.“


GABRIELLE/SVEN:
„Habt ihr denn keine Verteidigungsanlagen? Es muss doch möglich sein irgendetwas zu tun?“

WÄCHTER:
„Nicht viel. Wir waren auf so einen Ansturm nicht gefasst. Außerdem wollen wir hier
kein Blutbad anrichten, aber das wird sich kaum noch vermeiden lassen, wenn die nicht
davon Abstand nehmen... Oder wir ziehen uns zurück. Das ist die einzige Möglichkeit,
das zu vermeiden.“

Gabrielle/Sven sieht durch eine Öffnung an der Vorderseite, die zum offenen Meer hin zeigt, dass dort noch ein größeres Frachtschiff steht, das offensichtlich Material welches zur Fertigstellung der Statue benötigt wird, angeliefert hat, und noch außerhalb der Hafenmauer liegt. Aber nun ist er so von dem Gedanken besessen, diesen Koloss zu retten, dass er vergisst wer er wirklich ist. Er spurtet die Treppen hinab, um wenigstens zu versuchen, an die Vernunft der Menge zu appellieren.

Ein Stock oberhalb des Einganges, wo sich schon die Menge versammelt hat und Einlass fordert, erspäht Gabrielle/Sven eine Öffnung, vor der sich anscheinend noch ein Baugerüst befindet. Sofort kam ihm eine Idee. Er kriecht durch die Öffnung und blinzelt hinaus. Es ist wie eine Art Terrasse die sich dort auftut. Er stellt sich auf die Plattform und baut sich vor der Menge auf. Er will ihnen etwas sagen, an deren Vernunft appellieren, aber er hat keine Idee wie sie dieses bewerkstelligen kann. Also fängt er irgendwie an.

GABRIELLE/SVEN:

(laut über der Menge sprechend)
„Haaalt... Was ist los? Warum wollt ihr dies hier zerstören?“

Die Menge hält inne und verstummt kurz, als auch schon die ersten Rufe hallen und sich zu einem Aufschrei formieren. Gabrielle/Sven kann nur sehr schwer etwas Sinnvolles heraushören. Jedoch vernimmt er einzelne Worte, wie *Fluch... Götter... ist verdammt... Unheil*.

...als auch schon die ersten Steine, Obst und Gemüse auf sie/ihn zufliegen. Mit einem Satz zur Seite schafft er es den Geschoßen auszuweichen. Er versteht nicht, wieso er angegriffen wird, er will doch nichts Böses. Aber dann wird ihr bewusst, dass er ja für die Menge aus dem Koloss gekommen ist und somit automatisch deren Gegner ist.


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