Kapitel 4: War ich das etwa?
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RHODOS

Eine riesige Staubwolke verhüllt das ganze Ausmaß der Katastrophe. Teile der Statue pfeifen den beiden Kriegerinnen um die Ohren wie gefährliche Geschoße. Gabrielle hält sich den Kopf mit den Armen bedeckt, um sich vor all den herumwirbelnden Teilen zu schützen. Minuten vergehen; sie sind wie eine Ewigkeit.
Langsam, unendlich langsam, legen sich der Staub und die Dreckswolke, die das Geschehen verhüllt haben. Hustend und prustend, stehen Xena und Gabrielle wieder auf, sich den Dreck von der Kleidung klopfend, und schauen sich ungläubig an. Auch die Meute von Angreifern, hat sich zurückgezogen und steht wie erstarrt da, um das Unglaubliche zu bestaunen.

Xena findet als erst ihre Sprache wieder.

XENA:
(zu Gabrielle)
„Ich glaube, ich weiß nun woher du die Stangen hast, meine Liebe. Das wird wohl noch
in tausend Jahren zu lesen sein. Gabrielle erlegt den Koloss von Rhodos. Hey, komm
schon... Die werden das schon verkraften, mach dir da mal keine Vorwürfe.“

Und sie legt ihren Arm um Gabrielle/Sven.
Dieser hat es offensichtlich geschafft, die Haltebolzen mit denen der Koloss am Fundament verankert war, zu entfernen.
Aber sie können ja nichts für diesen schweren Konstruktionsfehler.

Ares und Aphrodite haben die Beiden die ganze Zeit über beobachtet. Aber nun können sie sich wieder beruhigt zurücklehnen und das Ganze etwas genießen.
Die Geschichte hat sich nun doch erfüllt: Poseidon konnte den Koloss nicht mehr durch ein Seebeben zu Fall bringen, aber da hat Sven/Gabrielle ihn ja sehr würdig ersetzt.

ARES:
„Ich wusste es, dass Gabrielle... ähm... Sven es schaffen würde.
Ich habe nie an ihm gezweifelt.“



APHRODITE:
„Hahaha, das glaubst auch nur du. Aber sei froh, dass er dir deinen Hintern gerettet hat.
Ich glaube, wir sollten unsere richtige Gabrielle wieder zurückholen. Na los, mach dich
mal an die Arbeit, Bruderherz.“

Und sie grinst ihn hämisch an.

Währendessen begeben sich Xena und Gabrielle/Sven zurück in Richtung Stadt. Gabrielle zittert noch am ganzen Körper und hat weiche Knie. So ist es also geschehen... Sie/er ist daran Schuld. Aber er tröstet sich mit dem Gedanken, dass das Schicksal es so wollte.

All die Leute, die gerade noch Xena und Gabrielle ans Leder wollten, weichen erstaunt vor den beiden zurück und bilden eine Gasse, so dass die beiden ungehindert vorbeikönnen.

Sie beschließen, erst einmal ein ausgiebiges Bad zu nehmen, um den ganzen Dreck herunter zu bekommen, der wie nichts Gutes an ihnen klebt.

Mit einem doch leicht traurigem Blick schaut Sven nochmals auf die kläglichen Überreste, dessen, was man einmal als eines der sieben antiken Weltwunder bezeichnen würde. Aber wer würde jemals dieser Geschichte glauben schenken? Mit Sicherheit niemand, aber vielleicht gäbe es einmal eine Möglichkeit doch darüber zu berichten ohne gleich als verrückt bezeichnet zu werden. Wer wusste... Kommt Zeit, kommt Rat, denkt er noch bei sich und geht mit Xena in die Herberge um sich zu waschen, entspannen und eine Mütze mit Schlaf zu ergattern.


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FLUGZEUG

Sven sitzt entspannt und müde auf seinem Sitzplatz in dem Flugzeug, das ihn nach Hause bringen soll. Er versucht zu verarbeiten, was alles geschehen ist. Er wird lange benötigen, um sich bewusst zu werden, dass er all dies wirklich erlebt hat, und es kein Traum gewesen ist. Mit Trauer schweifen seine Gedanken ab, zu Gabrielle, Xena, Aphrodite und Ares. Nie hätte er zu hoffen gewagt, dass ihm so eine Ehre zuteil werden würde.

Der Abschied ist ihm sehr schwer gefallen. Am liebsten wäre er noch lange dort geblieben, aber er hätte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können, dass die wahre Gabrielle für immer in seiner Zeit und in seinem Ich gefangen wäre. Er will ihr all die Qualen ersparen, die ihm selber immer wieder zuteil werden Nein, das hat sie bestimmt nicht verdient.
Tief in Gedanken versunken erlebt er nochmals die Abschiedsfeier, die er mit Aphrodite und Ares verbringen hat dürfen. So ausgelassen und freundlich hätte er sich die Götter nicht vorzustellen vermocht. Aber er ist da vom Gegenteil überzeugt worden. Und als er zum Ende hin sichtlich angeheitert zusammen mit dem Kriegsgott versucht hat zu singen, hat das für viele der Qualen, die er bisher durchmachen musste, entschädigt.

Na ja immerhin hat das Schicksal es doch gut mit ihnen allen gemeint, und alle da wieder hingebracht, wo sie ihren eigentlichen Platz haben. Denn nach der Party, ist er wieder in der Höhle erwacht und dieses Mal war alles so wie es sein sollte. Auch sein Jep war wieder da. Nur schade, dass er sein Handy verloren hat. Wie soll er der Versicherung erklären dass... Na ja, es wird ihm schon etwas einfallen.

Aber er war erst wieder richtig beruhigt und erleichtert, als er die Nachricht von Aphrodite bekommen hat, dass Gabrielle während dieser Zeit, sicher und von den Ereignissen nicht bedroht, in der Höhle geschlafen hat. So hat sie auch nicht bemerkt, in wessen Körper sie sich befand. Dies hat ihr mit Sicherheit einen großen Schock erspart.

Sven schaut verträumt aus dem kleinen Fenster und sieht die Wolken weit unter sich vorbeiziehen. So gänzlich in Gedanken versunken, erschrickt er beinahe, als ihn die Stewardess fragt, ob er etwas trinken oder ein Kissen zu schlafen haben wolle. Er will bereits verneinend abwinken, als er doch ungewollt seinen Kopf zu ihr dreht und ins Gesicht schaut.
Er starrt verwundert und fasziniert in Aphrodites Augen.

Ja, sie ist es wirklich. Sie lächelt ihn in einer ihr unnachahmlichen Art und Weise an, die ihn schon immer verzaubert hat.
Aphrodite steht in einer Borduniform vor ihm, wie sie auch die anderen Stewardessen tragen, nur eben ganz in Pink. Dazu noch dieses neckische Hütchen. Sie hat immer einen Hang zum eigenen Stil gehabt.

SVEN:
„Hallo Aphrodite, schön dich zu sehen. Aber was machst du denn hier?“

APHRODITE:
„Ich dachte, ich sag mal persönlich Tschüß und will mich noch mal bei Dir bedanken, dass
du es uns ermöglichst hast, unsere Gabrielle wieder zurück zu bekommen, obwohl es dir
bestimmt nicht leicht gefallen ist.“

Und sie drückt Sven nochmals so fest, dass er fast keine Luft mehr bekommt. Er ist überwältigt und bringt fast keine Worte vor Rührung heraus. Eine kleine Träne kullert ihm aus den Augen.

APHRODITE:
„Ach ja, bevor ich es vergesse, dies hier soll ich dir mit einem Gruß von meinem Bruder geben.“

Sie reicht ihm sein Handy. Es sieht sehr ramponiert aus, aber zumindest hat er es wieder. Er will sich bedanken, aber sie winkt nur locker ab.

APHRODITE:
„Ist schon gut, als kleine Erinnerung an uns.
Ach so, und das soll ich dir von Gabrielle ausrichten.“

Sie nimmt seinen Kopf und drückt ihm einen dicken Freundschaftskuss auf die Backe, lächelt ihn an, als sie sieht dass er einen knallroten Kopf bekommt und verschwindet.

Nun fällt ihm nichts mehr ein. Verlegen nimmt er sein Handy uns spielt etwas mit dem zerbeulen Stück Technik herum. Am liebsten hätte er es gleich in den Müll geworfen, aber das ist ja nicht erlaubt. Umso erstaunter ist er, als mit einem Mal ganz kurz der Bildschirm aufflackert und ein Bild wiedergibt. Es ist nur eines noch im Speicher, aber das was er da sieht verschlägt ihm die Sprache. Es ist ein Gruppenbild mit Aphrodite, Ares, Xena und Gabrielle.

Offenbar hatten sie Gabrielle doch von der Geschichte erzählt. Und Xena.
Ach herrje, hoffentlich hat diese ganze Geschichte keinen Einfluss auf das Gefühlsleben der Kriegerprinzessin gehabt. Na ja ihr wisst schon, Männer.

Aber es ist das schönste Abschiedsgeschenk, das ihm jemals überbracht worden ist. Er könnte weinen vor Freude.
Da kommt ihm eine fabelhafte Idee. Wenn ihm schon niemand diese Geschichte glauben würde, dann wird er aber auf anderem Wege hiervon zu berichten wissen. Ja, das ist es. Ein breites, zufriedenes Grinsen umspült seine Lippen. Ja, er wird nach anderen Xenafans suchen und im Internet eine eigene virtuelle Xenastaffel 7 aus der Taufe heben. Er hofft nur, es werden sich noch weitere Gleichgesinnte finden. Aber da ist er zuversichtlich. Zufrieden und mit der Welt und sich im Einklang schläft er ein, und träumt den Rest des Fluges von seinem Abenteuer.

...wie es wohl mit Sven weitergeht? Das können nur die Götter wissen...


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Disclaimer

Ein antikes Weltwunder wurde bei der Produktion dieser Folge unwiderruflich beschädigt.