Kapitel 3: Unterwegs nach Rhodos
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MITTELMEER; SCHIFF

Sven ist überhaupt nicht wohl beim Gedanken einer Seereise, egal wie lange sie gehen wird. Er packt die Sachen, die er von seinem Pferd genommen hat und verstaut diese in der ihnen zugewiesenen Kabine. Also irgendwie gefällt ihm das nicht, diese Enge, das muffige Holz und finster ist es obendrein auch noch. Nur eine kleine Kerze steht auf dem wackligen Holztischchen, das an der Wand befestigt ist. Xena ist mittlerweile kurz verschwunden. Sven ist müde und hat einen tierischen Hunger, aber essen würde er nichts, nein ganz bestimmt nicht. Was bringt ihm es etwas zu essen, wenn es in einer Stunde eh schon wieder dem Meer übergeben wird? Am besten ist es wohl, wenn er sich hinlegt und versucht zu schlafen, so dass die Zeit besser und schneller vergehen kann.
Das Knarren des Holzes und das leichte Schaukeln des Schiffes lassen darauf schließen, dass sie bereits den schützenden Hafen verlassen haben und die Hektik an Deck, das Gepolter und laute Schreien der Mannschaft, bestärken ihn in dem Glauben. *Vielleicht wäre es doch besser gewesen an die Ostsee zu fahren* grübelt er noch nach. Er legt sich auf die harte Holzpritsche und deckt sich mit seinen Decken und seinem Fell zu, so dass er möglichst wenig von dem Geschaukel mitbekommen kann. Ungewöhnlich schnell schläft er ein.



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BEI SVEN ZUHAUSE

Sven wacht auf. Langsam rappelt er sich auf und die Gedanken kommen in Schwung. Er fasst sich an den Kopf, reibt sich die Augen und setzt sich auf die Bettkante.

SVEN:
(zu sich selber murmelnd)
„Oh man, was war das denn?“

Er ist wieder zu Hause, bei Frau und Kind. Teile seines Traumes, werden ihm, wenn auch nur sehr vage, wieder bewusst. Er sitzt etliche Minuten einfach nur da und versucht sich näher daran zu erinnern. Es ist ein so schöner Traum gewesen, aber das, was er immer befürchtet hat, ist eingetreten. Immer dann, wenn es am schönsten ist, ist es auch schon wieder vorbei.
Zutiefst enttäuscht steht er auf und geht zum Spiegel. Es ist dunkel, so dass er nicht viel sehen kann. Er greift zum Lichtschalter, um das Licht anzuschalten. Klick... klick... klick... Nichts tut sich, die Lampe bleibt dunkel. Leise fluchend versucht er noch, die große Lampe anzuschalten aber es ist das gleiche Ergebnis.

SVEN:
(ungläubig)
„Ich kann ja verstehen, wenn eine dämlich Birne den Geist aufgibt, aber alle
gleichzeitig? Was ist denn nur los? Nun raff ich nix mehr!“

Er geht zur Schlafzimmertür und will in den Flur, um ins Bad zu kommen. Langsam öffnet er diese.
Doch dahinter ist... nichts. Nur ein Abgrund tut sich vor ihm auf.

Er schreit auf und knallt die Türe wieder hinter sich zu. Noch etwas erschrocken lehnt er sich an die Tür, so, als wolle er sie zuhalten, dass da ja nichts rein kommen kann. Wäre er auf der Enterprise, könnte man ja dem Computer die Schuld geben, dass das Holodeck eine Fehlfunktion hat, aber das hier ist verdammt echt. Nervös und ungehalten schreit er ins Zimmer.

SVEN:
„Könnte mir nun mal jemand sagen, was hier eigentlich gespielt wird und was überhaupt
hier los ist? Los! Ich warte auf eine Antwort, oder weckt mich mal jemand auf?!“

Mit einem Male wird es leuchtend hell, so dass er die Augen mit den Händen schützen muss. Ein weiterer Lichtblitz und es steht eine Gestalt vor ihm, die ihm bekannt vorkommt. Er erschrickt und kapiert nun überhaupt nichts mehr. Sein Verstand scheint auszusetzen. Wie angewurzelt steht er da und blickt auf... auf Ares. Ja, es muss Ares sein.

SVEN:
(noch perplex)
„Ares? Ich glaub es nun nicht... Was ist eigentlich hier los? Und warum bin ich hier?“

Ares, steht ihm direkt gegenüber und blickt ihn mitleidig an, greift dann mit seiner Hand an die Nase, schließt die Augen und atmet tief durch.

ARES
„Wenn das stimmt, was ich befürcht, dann haben wir beide ein großes Problem, mein Guter.“

Dieser Satz gefällt Sven nun überhaupt nicht und lässt eine böse Vorahnung in ihm aufsteigen.

SVEN:
(fordernd)
„Könnten Sie... ähm... könntest du mir nun endlich mal sagen was hier gespielt wird?
Egal was passiert ist, ich will endlich wissen was mit mir geschehen ist, oder ist dies
nur mal wieder ein Alptraum, ein Schiff in der Flasche?“

Ares winkt beschwichtigend ab und versucht zu erklären, was passiert ist.


ARES
„Also... Mir ist ein großer, oder besser gesagt, ein kleiner Fehler mit fataler Wirkung unterlaufen.
Und jetzt... nun, jetzt stecke ich in einem Dilemma.
Eigentlich wäre es einfach gewesen, aber es begann damit, dass unsere allseits so geliebte
Xena mitsamt ihrem Töchterchen Eve beschlossen hat, den Olymp und meine Sippe
aufzumischen, ich glaube, so nennt ihr das heute. Tja, und da Poseidon noch eine tragende
Rolle in der näheren Zukunft nach diesem Ereignis gehabt hätte und dieser aber nun
nicht mehr gerecht werden kann, ist ein wichtiges Ereignis, das für den Ablauf der Zeit
vonnöten gewesen wäre, nicht mehr eingetreten und droht nun alles zu verändern.
Das wollen wir verhindern.“


SVEN:
(verdutzt)
„Und was habe ich damit zu tun?“

ARES
„Das ist ja mein Problem... Du hast nichts damit zu tun. DU wurdest nur durch einen Irrtum
hier mit reingezogen. Und wir hatten nur diese eine Chance... und die habe ich versaut...“

*Na klasse, dachte ich es mir doch fast... Ich war ja noch nie für jemanden wichtig* und das bekommt er mal wieder auf deutliche Art und Weise ehrlich zu spüren.

ARES:
„Es ist eine Verwechslung. Ein Experte war ursprünglich dafür ausgewählt worden,
der aber zufälligerweise den gleichen Namen wie du hat. Die Kenntnisse des Experten
in Sachen Statik, Baukunst und auch der Geschichte sind vonnöten. Aber all das hast
du ja überhaupt nicht.“

Sven muss dem Kriegsgott insgeheim recht geben, er ist ja schon froh, damals seine Lehre im Handwerk mit dem Gesellenbrief geschafft zu haben. Und nun steht er hier wie ein begossener Pudel, genau so wie Ares, der diesen Fehler eingestehen muss.

ARES:
„Natürlich hätte ich als Gott selber handeln können, jedoch ist mir das von den
Schicksalsgöttinnen untersagt worden. Nur eine menschliche, sterbliche Person ohne
jegliche außergewöhnlichen Fähigkeiten, kann und darf diese Aufgabe erfüllen. Jedoch habe
ich nur zwei Mal die Möglichkeit einen Geist, nicht jedoch den Körper, durch die Zeit zu
bewegen. Einmal habe ich es getan, wenn auch den falschen, aber nur ein weiteres Mal
steht mir noch zur Verfügung.“



ARES:
„Und mein Problem beziehungsweise meine Zwickmühle ist folgende: Ich kann jetzt mit
der noch verbliebenen Möglichkeit den Richtigen in die Vergangenheit bringen, was aber
zur Folge hätte, dass ich euren Geist nicht mehr in die richtige Zeit zurückbringen kann.
Somit wärst du für den Rest deines Lebens in Gabrielles Körper und der Vergangenheit
gefangen, jedoch auch Ihr Geist müsste in der Zukunft verbleiben, in deiner Hülle. Aber
das Schicksal und die Zeit wären wieder so wie es sein sollte. Oder du müsstest diese
aussichtslose Aufgabe meistern, was ich, wenn ich ehrlich sein soll, sehr bezweifle.“

Svens Gedanken rasen wie wild, als er versucht das zu verarbeiten, was er soeben erfahren hat. Natürlich traut er sich eine so gewaltige Aufgabe nicht im Geringsten zu, so dass es nur in Frage kommen kann, dass Ares den Richtigen hierher holt. Er könnte damit sehr gut leben, in diesem wundervollen Körper weiter zu existieren, aber andererseits, kann er es nicht zulassen, dass die richtige Gabrielle in seinem, von ihm nicht allzu sehr geliebten Körper, ihr Dasein fristen muss.

Auch würde sein Namensvetter hier für den Rest seines Lebens stranden, ohne jede Möglichkeit auf Rückkehr.

Nein, er ist fest entschlossen, dass dies nicht passieren darf, dafür verehrt er die richtige Gabrielle zu sehr.
Nach langem Hin und Her überzeugt er Ares davon, dass er weitermachen wird und sein Bestes geben will, um alles wieder ins rechte Lot zu rücken, und wenn es das Letzte wäre, was er tut. Kurz erschrickt Sven über diese Worte, da er sich nie zu Heldentaten sich berufen gefühlt hat und sich so was normalerweise nicht zutraut. Aber es kommt aus seinem Innersten, da es nicht um ihn alleine geht, sondern mehrere Menschen auf ihn bauen müssen.

SVEN:
(entschlossen)
„Also Ares, was machst du nun? Lass uns endlich loslegen, sonst ist es zu spät!!!“

ARES
„In Ordnung... ich sehe ein, es geht nicht anders, aber es gibt da einen kleinen Knackpunkt
bei der Sache... Ich muss dir einige deiner Erinnerungen nehmen, da du sonst mit
deinem Wissen in einigen Situationen vielleicht nicht richtig reagieren kannst.“

(kurze Pause)
„Also gut, bist du bereit wieder als Gabrielle auf das Schiff zurückzukehren?“

SVEN:
(entschlossen)
„Ja, ich bin bereit... Leg los!“

Ares nimmt ihm wieder die Erinnerung an das soeben Geschehene und bringt ihn wieder auf das Schiff zurück. Mit einem nicht ganz glücklichen Gesichtsausdruck, jedoch der Hoffnung dass es funktionieren könnte, verschwindet er wieder und verlässt die schlafende Gabrielle, die nun wieder Sven ist.


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MITTELMEER; SCHIFF

Xena befindet sich auf dem Deck des Schiffes und plaudert mit den Seeleuten. Dann schaut sie sich nach Gabrielle um.
Sie schnappt sich einen der Matrosen um ihn zu fragen ob er Gabrielle gesehen hätte. Dieser verneint, und auch bei den anderen hat sie den gleichen Erfolg. Keiner weiß etwas von ihrem Verbleib.

XENA:
(murmelt)
„Ach herrje, wo ist sie denn nu wieder gelandet?“

Sie wird wohl in der Kajüte sein. So hofft sie zumindest. Nicht dass sie noch über Bord gegangen ist, in ihrem Zustand, der Xena in letzter Zeit doch etwas zu denken gegeben hat. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr.

Xena erblickt einen Eimer mit klarem Wasser, der in der Ecke steht und taucht beide Hände hinein um sich mit dem kühlen Nass erst einmal etwas frisch zu machen. Munter und guter Dinge, beschließt sie erst einmal nach Gabrielle zu suchen. Der Hunger plagt sie, aber dies hat erst einmal Vorrang.

Gemütlich schlendert sie auf ihre Kajüte zu. Doch mit einem Mal blieb sie wie versteinert stehen, als sie einen Schrei hört, deren Stimme sie kennt.


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