Einleitung: Eine ungewöhnliche Nacht
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GRIECHENLAND -- GEGENWART

Es ist der Beginn eines schönen Urlaubs. Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung. Seit einer Woche schon reist Sven durch das wunderschöne Griechenland. Er ist fasziniert von der Landschaft, der Gastfreundschaft und der gesamten Kultur.

Aus dem Radio dringt traditionelle griechische Musik, was das Ganze nur noch untermauert. Ja, es soll eine kulturelle Reise werden, bei der er all die historischen Stätten dieses wunderschönen Landes besichtigen kann.

Völlig entspannt, den linken Arm aus dem offenen Fenster seines geliehenen Geländewagens hängend und gut gelaunt trällert er vor sich hin, lässt den ereignisreichen Tag vor seinem geistigen Auge Revue passieren:
Am Morgen hat er sich mit dem Auto vom Hotel „Olympus“ bei Athen auf den Weg gemacht, um die Insel Euböa zu erkunden. Er hat vieles gesehen und die herrliche Landschaft genossen. Die Strände, das Baden in diesem herrlich klaren Wasser und das gute Essen sind einfach traumhaft. Oh ja, er hat in diesem Urlaub sehr viel erlebt, nur Schönes und Faszinierendes.

Begonnen hat er seine Reise im Norden des Landes, von wo aus er sich langsam von Tag zu Tag nach Süden durcharbeitet. Es gibt viele Ziele die er ansteuern will. Angefangen bei Amphipolis über Nea Poteidaia und all die anderen - zumindest für ihn „historischen“ Stätten, die er unbedingt sehen muss.

Nach außen hin wirkt er völlig normal, aber eines kann er nicht mehr ablegen: Seine Begeisterung und unbändige Faszination für alles, was Xena betrifft. Seit er die ersten Folgen im TV gesehen hat, ist er hin und weg. Das ist Fantasie, wie er es sich immer vorgestellt hat.

Auch in seinem Arbeitszimmer und Zuhause ist das nicht zu übersehen. Überall hängen Poster. Sogar ein Pappaufsteller von Xena steht in seinem Zimmer. Wie es sich so gehört, besitzt er auch alle Folgen der Serie und hat die Wände mit Nachbildungen von Xenas Schwertern und den beiden Chakrams verziert.

Mit diesem Urlaub verwirklicht er sich einen lang gehegten Traum.

Er genießt die Aussicht, die ihm das Gebirge bietet, das er gerade mit dem Auto überquert. Schmale Straßen durchziehen das Gelände, was mittlerweile seine volle Konzentration beansprucht, da die Abhänge hier oben doch sehr steil abfallen. Im Gegensatz zu seinem Wohnort, ist hier niemand unterwegs. Kein Auto kommt ihm entgegen. Eigentlich will er heute Abend wieder im Hotel sein, doch hat er sich zu lange aufgehalten, was ihn jedoch nicht weiter beunruhigt. Er nimmt sich vor, im nächsten Dorf eine Unterkunft zu suchen, da er nicht in der Nacht durch ihm unbekanntes Gebiet fahren will.


- Schnitt -

Es ist spät am Nachmittag, als Sven sieht, wie am Horizont dunkle Wolken aufziehen, was um diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich erscheint.

SVEN:
(murmelt)
„Oh oh, das sieht aber nicht gut aus!!“

Es wird zunehmend dunkler und der Himmel bekommt so ein eigenartiges Leuchten... Farben, ganz so als wolle da die Welt untergehen, sind zu sehen und dabei befindet sich Sven mitten im Gebirge, weit weg von irgendwelchen Behausungen oder gar Städten.

Die Windstärke nimmt rasch zu und rüttelt mittlerweile sehr heftig am Wagen. Zudem fängt es auch noch an zu regnen. Der Regen wird rasch stärker und geht in einen regelrechten Wolkenbruch über, so dass die Scheibenwischer Mühe haben, das Wasser von der Windschutzscheibe zu bekommen. Die Fenster muss er schon schließen. Als wäre das nicht schlimm genug, beginnt es auch noch zu hageln.

SVEN:
(brummig)
„Na das ist ja klasse! Dabei hat der Tag so schön begonnen.“

Zu allem Überdruss hat er auch plötzlich keinen Empfang mehr.
Der Wind hat mittlerweile so stark zugenommen, dass es ihm schwer fällt seinen Geländewagen in der Spur zu halten. Es wird Zeit, dass er irgendwo einen Unterschlupf findet, um abzuwarten, bis das Unwetter vorüber ist. Langsam ist ihm mulmig und flau in der Magengegend, denn diese Situation gefällt ihm überhaupt nicht.

SVEN:
(in Gedanken, sich selber beruhigend)
„Ganz ruhig, ist doch nur ein kleines Sommerunwetter.“

Aber es gelingt ihm nicht so ganz, sich zu beruhigen. Mit eingeschaltetem Fernlicht und Nebelscheinwerfer tastet er sich langsam der Straße entlang, Meter um Meter.

Die Zeit scheint sich ins Unendliche zu dehnen. Beinahe hätte er auch noch eine Kurve übersehen, die sich als Haarnadelkurve entpuppt. Zwanzig Zentimeter vor dem Abgrund kommt er zum Stillstand. Noch geschockt über den beinahe-Absturz, bleibt er einige Minuten lang regungslos sitzen, um das zu verdauen.
Jetzt kommen ihm seine Heldinnen wieder in den Sinn und er muss über sich selbst etwas lächeln. So ängstlich wie er sich hier fühlt und benimmt, so haben sich seine großen Vorbilder nie benommen. Bei Xena oder gar Gabrielle hätten solch harmlose Vorkommnisse noch nicht einmal ein Nachdenken verursacht. Ach herrje, wie hätte er sich in erst wirklich gefährlichen Situationen ins Hemd gemacht? Auch im Hinblick auf ihren tollen Umgang mit den Waffen: So ungeschickt wie er sich immer anstellt, hätte er sich den Kampfstab bestimmt selbst um die Ohren gehauen.
Langsam erholt er sich wieder und beginnt vorsichtig rückwärts zu fahren um wieder auf die Straße zu gelangen. Dies gelingt ihm auch, so dass er seine Fahrt, dieses Mal noch vorsichtiger, fortsetzen kann.

Nach wenigen Metern vermeint er etwas an der Seite erkannt zu haben. Er hält sofort an und dreht seinen Jeep so, dass die Scheinwerfer den Hang und Felsen ausleuchten.

Tatsächlich, er erkennt einen Höhleneingang, der groß genug erscheint, um hineinfahren zu können. Im Schritttempo fährt er ganz dicht heran und steigt aus. Der Sturm macht es ihm fast unmöglich, sich auf den Beinen zu halten. Er geht hinein, um zu sehen, ob etwas Unerwartetes ihn dort empfängt. Das Licht der Scheinwerfer dringt spärlich ins Innere, ein fahler Schein, der die Höhle kaum erleuchtet. Sie scheint sehr groß, so dass er es wagen kann, mit dem Auto hineinzufahren.

Endlich hat er es geschafft. Das Auto parkt direkt in der Mitte der relativ großen Höhle. Die Ruhe, die ihn hier umgibt, tut gut. Hier wird er wohl die Nacht verbringen müssen.

Die letzten Stunden sind anstrengend gewesen und fordern ihren Tribut. Die Müdigkeit meldet sich bei ihm. Zum Glück hat er immer Decken und etwas zu Essen dabei. Das ist noch so bei ihm aus der Zeit, als er viel campen gewesen war, verankert. Also holt er die Decken aus dem Kofferraum, einen kleinen Campingkocher und eine Dose mit Nudelsuppe. Diese wärmt er sich kurzerhand auf und setzt sich auf sein mittlerweile aufgebautes Nachtlager, um gemütlich zu essen. Irgendwie erinnert ihn das an seine geliebte Serie. Es kommt ihm so vor, als könnte er die Atmosphäre seiner Heldinnen spüren. Anscheinend ist der Tag für ihn doch noch gerettet.

Er nimmt eine Plastiktüte und deponiert seinen Abfall darin, denn niemand soll einen Grund haben, sich über solche Schweinereien aufzuregen. Dies gehört sich so und er hasst es ebenso, wenn Leute alles nur verschmutzt und dreckig hinterlassen.
Er legt sich auf die Isomatte und deckt sich mit den beiden Decken zu, um etwas zu schlafen. Es ist in der Höhle beinahe romantisch. Zufrieden schließt er die Augen und fällt in einen ruhigen und traumlosen Schlaf.
Kurz bevor er jedoch einschläft, meint er ein Lachen zu hören. Weit weg, aber es ist da. Es ist ein fast hämisches Lachen. Da er aber nun so gemütlich liegt, verspürt er keine Lust nachzuschauen. Er kümmert sich nicht weiter darum und schläft ein.


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