Einleitung: Wach auf!
- Aufblendung-

Gabrielle steht in einem Raum. Er ist einzig durch zwei Fackeln an der Wand neben ihr beleuchtet; somit ist nur die unmittelbare Umgebung erkennbar, der Rest verliert sich im Dunkeln.

Vor ihr steht ein junger, äußerst gutaussehender Mann. Ein fieses Grinsen liegt auf seinem Gesicht. Er schaut die Bardin hämisch an. Nein, er schaut nicht sie an; er schaut an ihr vorbei, auf jemanden hinter ihr.
Gabrielle dreht sich um. Hinter ihr befindet sich... Xena. Kraftlos hängt ihre Freundin an den Ketten, die sie an die Wand fesseln. Sie hat die Augen offen, aber sie wirkt... abwesend.

In diesem Moment hebt die Kriegerprinzessin ihren Kopf.
Als ihr Blick denjenigen Gabrielles trifft, läuft der Kriegerbardin ein Schauer über der Rücken. Sie schluckt leer.

Kein Wort kommt aus den Lippen ihrer Seelenverwandten, aber ihr Blick sagt dafür umso mehr. Es liegen viele Gefühle darin: Leid, Liebe, Trauer, Unverständnis und... ein leiser Vorwurf. Ein Vorwurf, der an Gabrielle gerichtet ist.

Auf dem Gesicht der Bardin erscheint ein gequälter, schuldiger Ausdruck; in ihren Augen glitzern Tränen. Ihre Verzweiflung ist deutlich spürbar und in ihrem Blick liegt der Wunsch nach Vergebung ohne dass sie davon überzeugt zu sein scheint, dass die Erfüllung dieses Wunsches möglich wäre.

Ein leises, leicht spöttisches Lachen veranlasst sie, sich wieder umdrehen.
Der Mann betrachtet sie gelassen.

MANN:
(leise)
„Sie verdient es. Du hast es selber gesagt. Du hast es selber gewollt.“

Gabrielle schaut ihn verständnislos an.

GABRIELLE:
(flüstert, zu sich)
„Nein...“

MANN:
„Die Seelen waren ihr wichtiger...“

Die Bardin schüttelt den Kopf.

MANN:
„Sie hat Akemi nicht hinterfragt. Dich, aber, weihte sie nicht mal in ihren Plan ein.
Tat das nicht weh? Schau dich an.“

Gabrielle schaut an sich herunter. Sie trägt auf einmal die blaue Kleidung, die sie in Japa anhatte. An der einen Seite baumelt das Katana. Es ist blutverschmiert.

Als sie erschrocken wieder aufschaut, ist sie nicht mehr im Raum sondern in Akemis Schattenreich.

AKEMIS STIMME:
„Sie hat mir mehr vertraut als dir. Sieh das doch endlich ein und wach auf!“

GABRIELLE:
„Nein...“

AKEMI:
„Wach auf!“

GABRIELLE:
(schreit)
„Nein!“


- Überblendung zu: -

IM WALD -- NACHT

XENA:
„Wach auf!“

Die Kriegerprinzessin rüttelt ihre Freundin aus dem Schlaf.

XENA:
„Gabrielle, komm schon...“

Gabrielle öffnet die Augen. Mit einem Ruck setzt sie sich auf. Sie atmet schwer.
Eine Hand legt sich beruhigend auf ihre Schulter. Sie dreht den Kopf und schaut in das besorgte Gesicht ihrer Freundin.

XENA:
(leise)
„Du hattest einen Albtraum.“

Für einige Sekunden starrt die Kriegerbardin ihre Freundin an, immer noch eine Mischung aus Schuld und Verzweiflung in ihren Augen. Dann erst scheint sie Xenas Worte zu realisieren und nachdem sie einen Blick um sich geworfen hat, beginnt sie sich zu entspannen.
Sie berührt die immer noch auf ihrer Schulter liegender Hand der Kriegerprinzessin und Erleichterung zeigt sich in ihrem Gesicht.

GABRIELLE:
„Xena...“

Sie ringt nach Worten, ohne den Blick von ihrer Freundin zu wenden. Dann belässt sie es aber bei einem liebevollen Händedruck und schaut zu Boden.

GABRIELLE:
„Es war ein schlimmer Traum. Danke, dass du mich geweckt hast.“

Ihre Stimme zittert leicht. Sie atmet tief durch.

Die Kriegerprinzessin schaut sie beunruhigt an, aber da ihre Freundin nicht weiterredet, nickt sie nur leicht.

XENA:
„Lass uns noch etwas schlafen.“

Gabrielle nickt langsam und legt sich wieder hin während Xena sie weiterhin besorgt betrachtet.

Erst nach einer Weile legt sich auch die Kriegerprinzessin wieder hin, ohne den Blick von ihrer Freundin abzuwenden.

Es ist eine klare Nacht. Der Mond scheint hell.


- Schnitt-

WALDWEG -- MORGEN

GABRIELLE:
„Ich möchte unbedingt die Bibliothek sehen!“

Die Kriegerbardin schlendert neben Xena auf einem Waldweg.


XENA:
(lächelnd)
„Du freust dich ja sehr auf Ägypten.“

GABRIELLE:
„Klar! Wir wollten doch schon vor Wochen dahin! Aber dauernd kommt uns
was dazwischen! Jetzt sind wir zur Einweihung dieser Statue eingeladen
und davor war das mit Luzifer.“


XENA:
(zieht eine Grimasse)
„Erinnere mich bloß nicht daran.“

Gabrielle lacht.

GABRIELLE:
(wieder ernst; nachdenklich)
„Wenn wir schon in der Umgebung sind, könnten wir auch Tazere und den anderen
Nomaden einen Besuch abstatten...“


XENA:
(ihre Freundin anschauend, ernst)
„Hm, ja könnten wir, wenn du...“

Ihre Schritte werden langsamer und sie sieht auf einmal angespannt aus während ihr Blick die Gebüsche links und rechts vor ihr absucht.

XENA:
„...möchtest...“

Auch die Kriegerbardin ist jetzt angespannt und in einer raschen, geräuschlosen Bewegung bückt sie sich um ihre Sais aus den Stiefeln zu ziehen.

GABRIELLE:
(leise zu Xena, ironisch)
„...es geht doch nichts über einen kleinen Kampf am Morgen um richtig wach zu werden...“

Ihre Freundin hat keine Möglichkeit mehr, ihr etwas zu erwidern, denn in diesem Moment werden sie von einer Gruppe Krieger angegriffen.

Xena zieht ihr Schwert und innerhalb von Sekunden ist der Kampf in vollem Gange.
Zunächst bereitet es den beiden keine Mühe, den Angriff abzuwehren, als jedoch immer mehr Männer kommen wird es etwas eng. Und doch scheint das Ende voraussehbar, die Krieger sind nicht gefährlich gut.

Als Gabrielle aber wieder einen Mann bewusstlos geschlagen hat und sie sich dem nächsten Gegner zuwendet, erscheint auf ihrem Gesicht ein verblüffter Ausdruck und sie erstarrt kurz.
Der Gegenüber nützt die Gelegenheit: Einen Moment später hat er sie von hinten gepackt und hält einen kleinen Dolch an ihren Hals.
Gabrielle gibt einen wütenden Laut von sich und versucht sich zu befreien; der Mann jedoch hat ihren Arm so unglücklich verdreht, dass sie sich kaum bewegen kann.

MANN:
„Xena!“

Die Kriegerprinzessin schaut zu ihm hin. Schnell hat sie die Situation erfasst.


MANN:
(drohend)
„Leg deine Waffen nieder oder... “

Demonstrativ nähert er den Dolch so weit an Gabrielles Hals, dass dieser ihre Haut ritzt. Verzweifelt windet sich die Kriegerbardin unter seinem Griff; sie ist jedoch in einer unterlegenen Position.

Xena betrachtet den Mann nachdenklich.

XENA:
(ruhig)
„Du wirst ihr nichts tun. Denn wenn du sie tötest, kannst du mich nicht mehr erpressen
und ich würde dich ohne zu zögern umbringen, da kannst du sicher sein.“

Der Mann grinst unbeeindruckt.

MANN:
(ebenfalls ruhig)

„Da könntest du Recht haben. Aber ich könnte sie verletzten...!“

Xena rührt sich immer noch nicht.

MANN:
„Ich möchte mich nur ein wenig mit euch unterhalten, allerdings nicht hier.“
XENA:
„Das ist aber nicht gerade die beste Form, jemanden einzuladen.“

Ihr Blick überschaut die Reihen der Männer und wandert dann kurz zu Gabrielle.
Schließlich wirft sie das Schwert auf den Boden und nach Kleons Hinweis auch das Chakram.

Ohne den Dolch von Gabrielles Hals zu lassen, gibt der Mann seinen Gefährten ein Zeichen Xena zu fesseln.

Im Moment, in dem er den Griff etwas locker lässt um die Kriegerbardin ebenfalls fesseln zu lassen, bekommt er von dieser mit dem Ellebogen einen Hieb in den Magen, der ihn zusammenkrümmen lässt. Allerdings sind seine anderen Männer sofort neben ihr und es ist klar, dass Gegenwehr nichts bringen würde. So gelingt es den Männern, auch die Kriegerbardin zu fesseln.
Mehrere scharen sich um die Beiden um eine Flucht zu verhindern.

XENA:
(leise, zu Gabrielle)
„Was war denn los?“

GABRIELLE:
(benommen)
„Xena... Der Mann, der mich überwältigt hat... Ich habe ihn schon mal gesehen.
Letzte Nacht. In meinem Traum.“



- Ausblendung-


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