Einleitung: Tödliche Höhle
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EINE HÖHLE -- FRÜHER MORGEN

Die zwei jungen Männer gehen auf eine Höhle zu.
Sie liegt sehr versteckt und für jemanden, der die Gegend nicht gut kennt, fast unsichtbar am Rande einer kleinen Lichtung. Dichtes Laubwerk verdeckt den Blick auf den Eingang. Die Männer scheinen aber den Weg zu kennen. Sie beseitigen das Gestrüpp und verharren dann einige Augenblicke still.

MANN:
(leise)
„Du zuerst, Tyros.“

TYROS:
(ironisch)
„Aber nicht doch, Matteus, nach dir.“

Matteus sieht etwas verunsichert in das Dunkel der vor ihm liegenden Höhle. Ein ungutes Gefühl packt ihn und er zögert hineinzugehen.

MATTEUS:
(gekränkt)
„Gib mir die Fackel, es ist stockfinster darin.“

Matteus geht ein Stück hinein. Dann dreht sich langsam um. Er kann seinen Freund nicht entdecken. Als er einige Schritte zurückgegangen ist, nimmt er im Schein der Fackel zwei Gestalten wahr.

Dann hallt ein Schrei durch die Dunkelheit.

Plötzlich fällt das Licht auf ein steinernes Gesicht. Matteus erstarrt für einen kurzen Augenblick als er das Antlitz seines Freundes erblickt.
Er lässt die Fackel zu Boden fallen und rennt so schnell er nur kann zum Ausgang.


- Schnitt-

THESSALIEN, DEMETRIAS; TAVERNE

Es ist ein ruhiger und friedlicher Nachmittag. Bereits haben sich einige Gäste eingefunden. Man diskutiert, trinkt oder isst eine Kleinigkeit.
Gabrielle widmet sich genüsslich ihrem Essen, während Xena ihr dabei zusieht.

XENA:
(einschmeichelnd)
„Willst du das alles aufessen?“

GABRIELLE:
„Natürlich.“

XENA:
„Du spielst doch nur mit dem Fleisch.“

GABRIELLE:
(wissend)
„Ich spiele nicht, ich genieße. Essen ist Kultur, das habe ich in Japan gelernt. Du solltest
es mal ausprobieren und nicht alles nur in dich hineinschlingen. Wenn du noch Hunger
hast, dann bestell dir doch noch etwas.“


XENA:
(flüsternd)

„Soll hier vielleicht jeder denken, ich sei gierig oder unmäßig?“

GABRIELLE:
(grinst; kurze Pause)
„Wann geht unser Schiff nach Alexandria? Ich freue mich schon auf die Pyramiden.
Sie sind fantastisch.“

Bevor ihr Xena antworten kann, wird die Tür aufgerissen und ein junger Mann stürmt völlig von Sinnen in die Taverne.

MATTEUS:
(panisch)
„Ich brauche Hilfe. Bitt helft mir, mein Freund. Tyros ist...er ist...“

Xena und Gabrielle sind aufgesprungen und können Matteus gerade noch abstützen, damit er nicht zu Boden fällt.

XENA:
(besorgt)
„Was ist denn geschehen? Beruhige dich doch. Erzähl es uns.“

Sie nehmen den jungen Mann in ihre Mitte und setzen ihn auf einen Stuhl. Gabrielle reicht ihm einen Weinkrug und er trinkt ihn in einem Zug aus.

GABRIELLE:
„Geht es jetzt besser? Dann sag uns was mit deinem Freund geschehen ist.“
MATTEUS:
(mit zitternder Stimme)
„Wir hatten ein Gerücht gehört... dass in einer Höhle ganz in der Nähe der Stadt
ein Ungeheuer sein Unwesen treibe...“


GABRIELLE:
„Ein Ungeheuer? Was sind das für Gerüchte?“

MATTEUS:
„Eine Truppe von Fahrenden berichtete von einer Kreatur. Sie hatten gesehen, wie sie
in der Höhle verschwand. Mein Freund Tyros und ich beschlossen der Sache auf den
Grund zu gehen, aber als wir die Höhle betraten da... da... sah ich ... es war sehr dunkel...
aber ich sah eine Gestalt und dann... dann...“


XENA:
„Was hast du gesehen? Sprich endlich!“

MATTEUS:
(weinend)
„Ich sah das Gesicht von Tyros... Es war zu Stein geworden.“

Lautes Murmeln erfüllt die Taverne. Einige der Gäste verließen fluchtartig das Gebäude.

XENA:
„Zeige uns wo diese Höhle sich befindet. Wir werden uns die Sache mal etwas aus
der Nähe ansehen.“

Gabrielle nimmt ihre Freundin beiseite.

GABRIELLE:
(leise)
„Wir können doch nicht einfach so drauflos in diese Höhle stürmen. Hast du einen Plan?“

XENA:
(leise)
„Nein. Nicht direkt. Aber weißt du was?“

GABRIELLE:
„Nein, aber du wirst mich sicher gleich erleuchten.“

XENA:
(grinsend)
„Es ist doch herrlich wieder im Geschäft zu sein.“
Gabrielle gibt Xena einen freundschaftlichen Stoß mit dem Ellbogen

GABRIELLE:
(schmunzelnd)
„Du hast recht. Wie in alten Zeiten. Wir brauchten ja noch nie nach Abenteuern zu
suchen. Die Abenteuer finden uns schon. Also diese ganze Geschichte... Die erinnert
mich an... Kennst du den Mythos von Medusa?“


XENA:
„Medusa? Natürlich. Das ist doch diese Kreatur in Frauengestalt. Statt Haare wachsen
ihr Schlangen aus dem Kopf, und jeder der sie ansieht, wird in Stein verwandelt.“


GABRIELLE:
„Ja. Genau die meinte ich. Aber sie wurde, soweit ich das weiß, von Perseus vernichtet.“

XENA:
„Ja, er hat sie enthauptet.“

GABRIELLE:
„Enthaupten ist so schreckliches Wort.“

XENA:
(grinsend)
„Würde dir Kopf abschlagen besser gefallen?“

GABRIELLE:
(entsetzt)
„Xena du bist unmöglich... Aber wir sollen uns jetzt mal um unser kleines Problem kümmern.“

XENA:
„Ich denke, wir werden unsere Reise nach Ägypten verschieben müssen.“

Sie gehen zu Matteus und bitten ihn, er möge mit ihnen kommen. Dieser zögert zunächst, doch dann nimmt er allen Mut zusammen und sie verlassen gemeinsam die Taverne.
Der Weg führt sie an den Rand eines Waldes. Eine kleine Gruppe von Fahrenden hat dort ihr Lager aufgeschlagen.


- Schnitt-

WALDRAND

MATTEUS:
(ängstlich)
„Weiter gehe nicht. Die Höhle ist nicht weit. Wir haben den Weg freigemacht.
Ihr könnt sie gar nicht verfehlen. Einfach geradeaus.“

Noch während er die Worte ausspricht, setzen sich seine Füße in Bewegung und er rennt zurück in Richtung Demetrias.



GABRIELLE:
(verärgert)
„Na sowas.“

XENA:
„Lass ihn. Fragen wir doch die Fahrenden ob sie etwas gesehen haben.“

Als sie sich dem Zigeunerlager nähern, erkennen sie jedoch mit Schrecken, dass es dort kein Leben mehr gibt.
Fünf steinerne Statuen sitzen um ein Lagerfeuer herum.

Noch immer ist das Entsetzen in ihren kalten Augen zu sehen.


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