Kapitel 2: Der Teufel ist los
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AUF DEM WEG ZURÜCK

Gabrielle macht kehrt und ihre Schritte werden immer schneller. Sie rennt. Zurück zum Lager, denkt sie. Die Adern in ihrer Schläfe beginnen zu pulsieren. Ihre Angst und ihr eigener innerer Schrei der Verzweiflung treiben sie weiter voran. Schneller, denkt sie. Schneller. Sie braucht mich, denkt sie.

Als sie sich dem Lager nähert, sieht sie eine Gestalt, die sich in ihre Richtung bewegt. Schnell versteckt sie sich hinter einem Baum. Ihr Atem geht schnell und es gelingt ihr nur langsam etwas ruhiger zu werden. Sie wartet, eine Hand, griffbereit an der Waffe die in ihrem Stiefel steckt.

Die Schritte kommen näher. Die Person scheint ebenfalls sehr in Eile. Als sie sich auf gleicher Höhe befinden, springt Gabrielle hervor. Mit einem Fußtritt stößt sie die Gestalt zu Boden und wirft sich auf sie.


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IN DER NÄHE DES ZIGEUNERLAGERS

GABRIELLE:
„XENA???“

XENA:
„Geh runter von mir!“

Gabrielle steht auf und reicht der Kriegerprinzessin die Hand.

GABRIELLE:
(wütend)
„Solltest du nicht auf mich warten?“

Zunächst überkommt sie Erleichterung. Sie umarmt Xena, die noch immer etwas benommen scheint.

XENA:
(verwundert)
„Ich dachte du seiest in Gefahr.“

GABRIELLE:
„Das Gleiche dachte ich von dir... Aber wie kommst du darauf, dass ich in Gefahr wäre?“

XENA:
(nach Worten suchend)
„Nun... ich... ähm... nur so ein Gefühl.“

Gabrielle kann den Gesichtsausdruck ihrer Freundin nicht deuten. Xena kann ihr nicht in die Augen sehen und das macht sie stutzig.

GABRIELLE:
„So, So. Ein Gefühl. Warum siehst du mich nicht an? Du verschweigst mir doch etwas.“

XENA:
(erregt)
„Was sollt ich dir denn verschweigen? Wieso vertraust du mir nicht?“

GABRIELLE:
(wütend)
„Weil ich weiß, dass abermals der Höllenschlund geöffnet wurde.“

Misstrauisch stehen sie sich gegenüber. Xena fühlt sich ertappt. Wieder spürt sie Hass, der von ihr Besitz ergreift. Ganz langsam kriecht er empor, wie ein schleichendes Fieber. Sie sieht das Funkeln in Gabrielles Augen. Sie kämpft gegen dieses Gefühl. Es ist mächtig aber nicht unbesiegbar.


XENA:
„Gabrielle... was geschieht mit uns?
Es hat bereits begonnen... Wir dürfen nicht zulassen, dass es noch weiter Besitz von uns ergreift.
Ich konnte es bereits spüren als ich in der Höhle war.“


GABRIELLE:
„Verdammt... ich habe es doch gewusst... Ich kann dir nicht trauen.“

XENA:
(laut)
„GABRIELLE... Hör auf... siehst du das denn nicht? Das ist Luzifer...“

Sie schaut Gabrielle in die Augen. Dann legt sie beide Hände auf die Schultern der Bardin und rüttelt sie.

GABRIELLE:
(erschrocken)
„Luzifer... er manipuliert uns. Schon seid wir das erst mal den Wald betraten, hatte ich
diese Angst in mir.“


XENA:
„Ja... er manipuliert uns... unser Denken und unsere Gefühle... Er erweckt all das in uns vor
dem wir uns am meisten fürchten.
Ich wollte dich nicht belügen...“


GABRIELLE:
(leise)
„Ich... ich habe schreckliche Angst davor, mein Vertrauen in dich zu verlieren.
Allein der Gedanke daran macht mich so furchtbar wütend.“


XENA:
„Und ich habe Furcht vor meinem Hass. Er ist noch immer in mir.
Ich hatte ihn schon fast vergessen. Und dann die Angst, ich könnte dir in meiner Raserei
etwas zuleide tun. Ich erinnere mich nur zu gut daran. Wir müssen dagegen ankämpfen.“

Sie sind erleichtert über die Erkenntnis, dass nicht wirklich sie es sind, die diese Gefühle heraufbeschworen haben. Doch andererseits verursacht es ihnen Unbehagen, dass nach all den Jahren sie etwas entzweien könnte, das sie seid langem überwunden glauben.
Die aber noch schlimmere Gefahr ist die Tatsache das Luzifer auf Erden sein Unwesen treibt. Jemand muss das Tor zur Hölle abermals geöffnet haben.

XENA:
„Das Böse schläft nie, Gabrielle.“

GABRIELLE:
„Die Stadt!!! Der Junge...“

XENA:
„Beelzebub?“

GABRIELLE:
(erstaunt)
„Ja, woher... nein, ich frag besser nicht... Nun er sagte sein Meister er wäre bereits dort...“
XENA:
„Wir müssen so schnell wie möglich zurück in die Stadt. Aber ich denke, wir werden zu
spät kommen. Ohne Pferd werde ich demnächst nirgendwo mehr hingehen.“

Nachdem sie ein wenig geschlafen haben, machen sich auf den Weg, zu Fuß.


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AUF DER LANDSTRAßE

Auf dem halben Weg, sehen sie wie sich einige Leute auf sie zubewegen. Sie scheinen in Eile zu sein.
Aufgrund der jüngsten Ereignisse ist Vorsicht geboten. Ein Reiter löst sich aus der Gruppe.

Xena und Gabrielle warten am Straßenrand, um die Leute passieren zu lassen.

Der Reiter zieht die Zügel und hält direkt neben ihnen.

REITER:
„Ihr solltet umkehren.“

GABRIELLE:
„Warum sollten wir das tun?“

REITER:
(nervös)
„In der Stadt ist es nicht mehr sicher. Alle sind irgendwie verrückt geworden. Jeder, der noch
etwas Verstand besitzt hat seine Sachen gepackt und die Stadt verlassen.“


XENA:
„Danke für die Warnung, wir werden uns davon selbst überzeugen.“

REITER:
„Ihr seid ja genauso verrückt. Aber tut was ihr nicht lassen könnt.“

Dann gibt er seinem Pferd die Sporen und prescht davon.

In der Zwischenzeit ziehen die Leute an ihnen vorüber. Einige mit vollbeladenen Wagen, andere zu Pferd oder zu Fuß. Misstrauische Blicke streifen sie. Vereinzelnd kommen Zurufe *Geht nicht weiter* oder * Macht kehrt*.

Sie sehen der Karawane nach und machen sich dann unbeirrt weiter auf den Weg.


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DIE STADT DEMETRIAS

Als der Morgen dämmert, erreichen sie den Stadtrand. Schon von weitem ist Lärm zu hören. Menschen rufen durcheinander und hin und wieder vernehmen sie Schreie. Als sie an den ersten Häusern vorübergehen, rennen einige aufgebrachte Bewohner an ihnen vorbei. Einer schubst Gabrielle zur Seite.

BEWOHNER:
(wütend)
„Aus dem Weg!!!“

Dann packt er den Mann, den er verfolgt hat bei den Haaren und wirft ihn zu Boden. Mehrere Frauen stehen beieinander und schreien sich an. Dann gehen sie aufeinander los. Es scheint überall das Gleiche zu sein, wohin sie auch blicken.

Sie nähern sich der Taverne und sehen, wie einige Betrunkene grölend auf sie zukommen.

GABRIELLE:
„Vielleicht sollen wir einen anderen Weg nehmen.“

Doch als sie in Xenas Gesicht sieht, entdeckt sie die Kampflust darin und weiß, dass ein anderer Weg nicht in Frage kommt.

Die Kriegerprinzessin bleibt stehen und lässt die Männer näher kommen.

BETRUNKENER:
(lallend)
„Hallo, Sch.. Schätzchen... Willst du mal meinen Dolch sehen?“

Xena schmunzelt und beantwortet die Frage mit einem gezielten Schlag auf sein Kinn. Die vier anderen stürmen gleichzeitig auf die Gefährtinnen zu.

Gabrielle zieht ihre Saisgabeln aus den Stiefeln und erledigt einen der Männer mit der stumpfen Seite eine ihrer Waffen und einen weiteren mit einem Fußtritt, während Xena sich mit ihren Fäusten auf die gute altmodische Art ihrer Gegner entledigt.

Danach reibt sie sich die Hände.

XENA:
„So, der Weg ist frei.“


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IN DER TAVERNE

Als sie die Taverne betreten, finden sie die meisten der Gäste bewusstlos am Boden liegend. Die wenigen, die noch aufrecht stehen können, haben anscheinend jegliche Lust an einer Rauferei verloren. Der Wirt sitzt auf der Theke und hält die Hände über den Kopf.

WIRT:
(laut)
„Wenn ihr auch noch Ärger machen wollt, dann nur zu es ist nicht mehr viel übrig,
dass man zerschlagen könnte.“


GABRIELLE:
„Nein, eigentlich bräuchten wir nur eine Auskunft.“

WIRT:
(wütend)
„Hier ist keine Touristeninformation. Schert euch gefälligst raus.“

XENA:
(gelassen)
„Du solltest mich nicht böse machen mein Freund, das würde dir nicht gut bekommen. Ich fühle mich zurzeit
manchmal nicht so gut.
Also, meine Freundin möchte etwas wissen.“


GABRIELLE:
„Was ist hier geschehen?“

WIRT:
(aufgebracht)
„Sieht man das nicht? Es geschah von einem Moment zum Anderen.
Scheinbar sind alle völlig verrückt geworden.“


XENA:
„Aber es muss doch einen Grund dafür geben. Einen Auslöser.“

WIRT:
(nachdenklich)
„Jetzt wo du es erwähnst... Ich sieht einen Fremden in die Stadt reiten... Kurz darauf war
hier der Teufel los.“


GABRIELLE:
(flüsternd)
„Wenn er wüsste, wie recht er damit hat.“

XENA:
„Vielen Dank... Ach, und du solltest aufräumen, bevor sich hier noch jemand verletzt.“

WIRT:
(brüllend)
„RAAUUUS!!!“


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VOR DER TAVERNE

Als sie die Taverne verlassen, scheint sich draußen so allmählich alles zu beruhigen. Viele der Bewohner schauen sich verwundert an, als wären sie sich nicht im Klaren darüber was genau geschehen ist. Xena hilft einem der Männer, den sie niedergeschlagen hat, auf die Beine.

XENA:
„Geht es wieder?“

MANN:
„Ich denke schon. Was war denn los? Aber bitte nicht wieder schlagen.“

XENA:
(grinsend)
„Das kommt darauf an, ob du mir wieder deinen Dolch zeigen willst.
Sag mal... Ist dir auch ein Fremder aufgefallen? Ich meine, kurz bevor das alles hier begann.“


MANN:
(überlegend)
„Mhhh... jetzt wo du es erwähnst... ja da ist ein Fremder... auf einem Pferd. Ich sah wie er durch die Gassen ritt. Er war ganz in schwarz gekleidet... Er hatte dunkles Haar und trug einen Bart.“

Xena und Gabrielle sehen sich an. Die Beschreibung passt auf jemanden, den sie sehr gut kennen.


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