Kapitel 2: Der Kampf beginnt...
- Aufblendung -

STADT, ANANDAS HAUS -- ABEND

XENA:
„...sollten sie versuchen, das Stadttor aufzubrechen, werden sie sich an den
selbstauslösenden Fallen, den Nagelbrettern, die Nasen blutig schlagen, sich anschließend
in den herunterfallenden Tücher verstricken und so leicht zu schlagen sein; sollten sie
versuchen die Stadtmauer zu erklimmen, werden sie sich durch glühende Kohlen einige
Verbrennungen zuziehen oder laufen Gefahr, üble Schlangebisse zu erleiden; sollten sie
entgegen ihren Aussagen nicht von Süden -also direkt vom Heerlager aus- angreifen
oder Verbündete haben, die von anderen Seiten angreifen, habe ich entsprechend Posten
überall an die Stadtmauer gestellt sowie die Leute genügend instruiert, damit eine
Verschiebung oder Umverteilung der Abwehrmaßnahmen reibungslos verläuft, und
auch geschaut, dass von allem genügend vorhanden ist.“


„Das alles setzt natürlich voraus, sie kommen derart nahe an die Stadt, und dass
das möglichst nicht passiert, dafür sorgen die Steinschleuder-Schützen.“


EVE:
„...und ich kann immer noch nicht recht glauben dass es derart einfach sein soll. Rajnish
muss sich wirklich maßlos überschätzen. Aber das würde nicht zu ihm passen, irgendwie...“


XENA:
„Es befinden sich zwei Späher in der Nähe des Heerlagers, die uns über irgendwelche
besonderen Veränderungen im Lager informieren würden. Außerdem war ich selber
gerade vorher noch dort: Weder das Heer hat sich vergrößert, noch haben sie
plötzlich gefährliche Waffen.“


ANANDA:
„Er weiß eben nicht, dass wir Evrana gefunden haben und ist deswegen unvorsichtig.“



Xena seufzt.

GABRIELLE:
„Wir haben euch angeleitet, aber die Verteidigung, die übernehmt morgen ihr. Keine von
uns ist die rettende Figur aus einer Prophezeiung. Wer euch morgen vor diesem Heer
retten wird, das seid einzig ihr selber.“

Ananda schaut etwas nachdenklich drein und nickt schließlich, wenn auch offensichtlich nicht wirklich überzeugt.

ANANDA:
„Möglicherweise trifft diese Prophezeiung ja doch auf etwas anderes zu und ihr habt recht.“

EVE:
(nachdenklich, zu sich)
„Möglicherweise...“


- Schnitt -

INDUS -- NÄCHSTER MORGEN

Der Morgen graut. Vereinzelte Sonnenstrahlen spiegeln sich im Wasser des Indus wieder und lassen das Gewässer glitzern. Eine scheinbar idyllische Ruhe liegt über der Landschaft. Nichts deutet auf die Ereignisse hin, die diesen Tag zeichnen werden.



- Schnitt zu: -

STADTMAUER

Die beiden Kriegerinnen betrachten aufmerksam den Horizont. Zwar ist das Heerlager von der Stadt aus nicht sichtbar, aber sie haben einen Späher geschickt der ihnen sofort melden sollte, wenn sich Rajnish mit seinen Männer zum Aufbruch bereit macht.
Neben und hinter ihnen befinden sich um die 60 Stadtbewohner.
Aus der Richtung des Heerlagers kommt ein Mann rennend auf die Stadt zu.

MANN:
„Sie kommen, sie kommen!“

Xena und Gabrielle schauen sich an.

XENA:
(laut, zu den anderen)
„Macht das Tor auf, lasst ihn hinein!“

Gabrielle geht auf der Stadtmauer entlang.

GABRIELLE:
„Los, alle auf eure Posten!“

Währenddessen steigt die Kriegerprinzessin von der Stadtmauer herunter und fasst den eintretenden Mann an der Schulter.



XENA:
„Irgendetwas Besonderes zu berichten?“

Er schüttelt den Kopf.

MANN:
„So weit ich sehen konnte, waren sie lediglich mit Schwertern und Dolchen ausgerüstet.
Ich habe etwa 65 Männer gezählt.“


XENA:
„Gut. Geh zu deinem Platz.“

Eifrig nicht er und macht sich auf den Weg, während Xena wieder die Stadtmauer betritt.
Am Horizont sind die ersten Angreifer sichtbar. Die Kriegerprinzessin wirft noch einen letzten Blick um sich und vergewissert sich, dass alle in Stellung liegen. Mit einem zufriedenen Nicken stellt sie fest, dass dem so ist.

Ihre Freundin kommt auf sie zu.

GABRIELLE:
„Auf der anderen Stadtseite ist niemand zu sehen. Ich glaube, sie halten tatsächlich das,
was sie gesagt hatten; es wird ein simpler Frontalangriff. Dennoch lasse ich mal die andere
Gruppe dort, falls sich das ändern sollte.“




XENA:
„Gut so. Mit nur einem Viertel der Stadtbevölkerung werden wir den Angriff abwehren.
Natürlich, bei 600 Menschen wäre es sowieso sinnlos gewesen, für alle eine Beschäftigung
zu finden, sie würden sich nur gegenseitig im Wege stehen. Dazu kommt, dass die Anzahl
der Angreifer verhältnismäßig klein ist und somit auch kein Grund besteht, Kinder und
ältere Leute zu ängstigen. Und dennoch hätte ich nicht erwartet dass Rajnish es uns
derart einfach...“

Sie stockt. In ihrem Blick erscheint Überraschung vermischt mit Unsicherheit und Besorgnis. Gabrielle schaut sie für einen Sekundenbruchteil verwundert an, reißt dann die Augen auf und beinahe gleichzeitig drehten sie sich zur Ebene hin.

XENA:
(lahm, leise)
„...macht...“


- Schnitt -

STADT, STADTMAUER

Die Angreifer sind näher gekommen. Aber nicht 70 Männer. Nicht 100. Das Heer, das sich der Stadt nähert, besteht aus mindestens 500 Männern, wobei die Zahl wohl noch steigen wird, da das Ende des Heeres noch nicht ersichtlich ist.

So oder so, die Anzahl der Krieger, die sich ihnen nähert ist unerwartet groß. Zu groß.



- Ausblendung; Aufblendung zu: -

STADT, STADTMAUER

Bestürzt blicken die beiden Kriegerinnen auf das sich nähernde Heer.

Auch die Einwohner, die sich an der Stadtmauer befinden, haben die Krieger bemerkt und ein aufgeregtes, ängstliches Gemurmel erhebt sich. Panik droht auszubrechen.


GABRIELLE:
(fassungslos)
„Das... das... Wie ist das möglich?“

XENA:
(leise)
„Ich weiß nicht. Aber wir haben ein Problem.“

Sie presst die Lippen aufeinander.

GABRIELLE:
„Das Stadttor ist ziemlich stabil. Bis sie das durchgebrochen haben kann es eine Weile dauern.
In der Zwischenzeit könnten wir... Wir könnten...“

Sie stockt; Besorgnis in ihrem Blick.

GABRIELLE:
(nachdenklich)
„...die Bewohner hatten doch erwartet, dass Evrana ein Heer anführe... Entsprechend
hatten sie doch Lager und Esswaren bereitgestellt... Vielleicht... könnten wir...“

Sie verstummt wieder, in Gedanken versunken.
Die Kriegerprinzessin schaut ihre Freundin an während sie sich nach außen gelassen gibt, ist aber innerlich extrem angespannt. Sie weiß, einem richtigen Angriff werden sie nicht lange standhalten können.

XENA:
„Hm...“
(wendet sich zu den Einwohner um; laut)
„Hört zu!“

Augenblicklich wird es still und die beängstigten Menschen blicken sie erwartungsvoll an.

XENA:

„Ich weiß, das ist jetzt eine schlimme Überraschung, aber es bedeutet nicht, dass alles
verloren ist. Der Kriegsherr weiß nicht, dass wir eine Verteidigung aufgebaut haben.
Wir müssen es bloß schaffen, den ersten Ansturm abzuwehren. Danach habe ich einen
Plan, wie wir sie besiegen können. Also, Leute, macht alles so, wie wir es geplant hatten;
kehrt auf eure Posten zurück!“

(als niemand reagiert)
„JETZT!“

Langsam folgten die Einwohner ihrem Befehl.

GABRIELLE:
(leise, zu Xena)
„Und, wie lautet der andere Plan?“

XENA:
„Mir wird schon noch was einfallen. Hauptsache, es bricht keine Panik aus.“

Sie wirft einen weiteren Blick auf das Heer. Es ist inzwischen nur noch eine knappe Meile entfernt. Es könnten um die 700 Männer sein.

XENA:
(schaut Gabrielle an)
„Geh, hole die restlichen Stadtbewohner. Sie...“

GABRIELLE:
(verwirrt)
„Was macht er? Schau!“

Xena, sieht zum Heer und bemerkt, dass es in etwa 900 Meter Entfernung stehen geblieben ist.

Ein einzelnes Pferd hat sich aus dem Heer gelöst und nähert sich nun dem Stadttor. Einige der Stadtbewohner mit Steinschleudern treten vor und schauen die Kriegerinnen fragend an. Xena schüttelt den Kopf. Sie sollen nicht schießen.
Endlich ist der Reiter zu erkennen. Wie kaum anders zu erwarten, ist es Rajnish. Xena schneidet kurz eine wütende Grimasse. Der Kriegsherr lässt sein Pferd bis fast vor das Stadttor trotten. Dann lässt er seinen Blick an der Stadtmauer entlang schweifen. In seinen Augen liegt ein spöttisches Glitzern.

RAJNISH:
„Nanu? Das sieht mir ja fast nach einer Verteidigung aus. Allerdings habt ihr nicht mit
einem derart großem Heer gerechnet, was? Dennoch bewundere ich, dass ihr euch
tatsächlich entschlossen habt, euch zu wehren.“


GABRIELLE:
(leise, zu Xena)
„Und ich bewundere seine Selbstheilungsfähigkeit.“

Weder ist der Arm verbunden, noch sind irgendwelche anderen Wunden zu sehen. Xena nickt langsam.
Rajnish' Blick bleibt auf den beiden Kriegerinnen haften.

RAJNISH:
„Hm... Ich habe mir schon fast gedacht, dass ihr mehr als das seid, wofür ihr euch vor mir
ausgeben wolltet. Ihr seid für diese Verteidigung verantwortlich, nicht wahr?“


Xena erwidert kalt seinen Blick und sagt nichts.
Rajnish lacht.

RAJNISH:
„Gut, dass wir uns wieder sehen. Unsere letzte Begegnung verlief ja... nicht besonders...
zu meinen Gunsten. Und ich habe euch versprochen, dass die Lage beim nächsten
Mal anders aussehen würde.“

Wenn Blicke töten könnten... Mit mühsam unterdrückter Wut starrt die Kriegerprinzessin den Heerführer an.

RAJNISH:
„Wisst ihr was? Ich will diesen armseligen Leuten eine Chance geben. Ich schlage einen Zweikampf vor, gegen...“
(sein Blick fixiert Xena)
„...dich. Jetzt. Hier, vor der Stadt. Eine Art... nennen wir es Revanche... Wenn du es
schaffst mich zu töten, hast du gewonnen. Die Männer werden abziehen, das
verspreche ich dir.“

Misstrauen ist auf Xenas Gesicht zu erkennen.

XENA:
„Und wie viel ist dein Versprechen wert?“

EVE:
(leise)

„Er meint es ernst.“

Überrascht wendet sich Xena um. Ihre Tochter tritt gerade auf die Stadtmauer.

XENA:
„Eve?! Was machst du...?“

Eve unterbricht sie.

EVE:
„Er meint es ernst.“

Sie bemerkt den verwunderten Blick ihrer Mutter und nickt eifrig, um ihre Aussage zu unterstreichen.

EVE:
„Es ist merkwürdig, aber er würde dieses Versprechen tatsächlich halten, das spüre ich.
Er scheint sich seines Sieges sehr gewiss zu sein.“


RAJNISH:
„Die Krieger werden abziehen und nicht nur diese Stadt verschonen, sondern auch keine
weiteren Städte angreifen. Aber nur, wenn du mich wirklich vernichtest.
Was du nicht schaffen wirst.“

Xena schaut ihn nachdenklich an.

XENA:
(nach einem kurzen Seitenblick zu Eve, langsam)
„Das wollen wir mal sehen!“

Ein abschätziges Lächeln umspielt den Mund des Kriegers.

RAJNISH:
„Gut. Ich warte.“

Er steigt vom Pferd ab und schickt es zum Heer zurück.
Ruhig wartet er auf die Kriegerprinzessin.

Xena tritt zurück und schaut ihre Tochter an.

XENA:
„Tja... Dann wollen wir mal...“

Eve lässt ihren Blick über Rajnish' Heer schweifen.

Vor der Elianerin steht ein gewöhnliches Heer von Männern, zu Fuß, mit keiner oder nur einer leichten Rüstung und in erstaunlich milder Bewaffnung. Andererseits ist aber angesichts ihrer Überzahl auch nicht mehr nötig.

Eve kann auf ihren Gesichtern Angriffslust, Aggressivität und Bosheit erkennen, bei manchen sogar eine beängstigende Gleichgültigkeit.
Aber nichts auffällig Außergewöhnliches.


EVE:
„Mutter, nein, geh nicht! Er...“

Sie stockt. Etwas hilflos schaut sie ihre Mutter an.

Xena und Gabrielle blicken Eve fragend an.

EVE:

„Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Wie hat er es geschafft, das Heer auf einmal so zu vergrößern?
Warum zeigt er sich derart siegessicher? Er verbirgt etwas, er ist... böse, hinterhältig...“


XENA:
„Du hast doch gerade selber gesagt, er würde die Wahrheit sprechen...“

Eve nickt.

EVE:
„Ja, das was er gesagt ist ehrlich. Er wird allein gegen dich kämpfen und im Falle seines
Todes werden seine Männer wirklich nicht nur abziehen sondern auch mit ihrem Leben
als mordende Krieger aufhören. Was mich beunruhigt ist das, was er nicht gesagt hat. Er
muss... irgendeinen Triumph in der Hand haben, sonst wäre er nicht so selbstsicher.“

Beunruhigt sieht sie ihre Mutter an.
Die Kriegerprinzessin blickt nachdenklich zurück.

XENA:
„Ich fürchte, ein gewisses Risiko muss ich eingehen. Aber ich glaube, dieser Mann
überschätzt sich einfach.“

Eve zuckt unüberzeugt mit den Schultern.

EVE:
„Ach, ich weiß nicht... ich hab einfach ein schlechtes Gefühl.“

Xena seufzt.

XENA:
(leise)
„Habe ich denn eine andere Wahl? Wenn ich ihn besiegen kann, wird sein Heer abziehen;
wenn nicht, haben wir wenigstens Zeit gewonnen...
Schau nicht so erschrocken drein, Eve. Dass ich nicht gewinne bedeutet nicht, dass ich
mich töten lasse.“

Langsam nickt ihre Tochter, blickt aber nicht sonderlich glücklich drein.

XENA:
(aufmunternd)
„Hey, so schlimm wird's schon nicht werden.“

Ihr Blick wandert jetzt zu Gabrielle.
Auch im Gesicht ihrer Freundin ist Besorgnis zu erkennen.

GABRIELLE:
(leise)

„Pass auf dich auf, ja?“

Ein warmes Lächeln huscht über das Gesicht der Kriegerprinzessin, während sie der Bardin beruhigend zunickt. Dann begibt sie sich zum Stadttor hinunter.


- Schnitt -

VOR DER STADT

Die Drei treten vor das Stadttor. Einige wenige Einwohner folgen ihnen, die meisten jedoch ziehen es vor, den Kampf von der mehr sicheren Stadtmauer aus zu verfolgen.

Rajnish erwartet sie, immer noch mit diesem abschätzigen Grinsen im Gesicht. Als er jedoch Eve erblickt, runzelt er die Stirn und für einen kurzen Moment erscheint Beunruhigung in seinem Gesicht.

RAJNISH:
(zu Eve)
„Du?! Du warst tatsächlich noch so töricht, dich nach unserer letzten Begegnung in diese
Stadt zu begeben? Nachdem du mir das Leben gerettet hast?“

Er hat ziemlich laut gesprochen und prompt erhob sich ein Gemurmel bei den Stadtbewohnern. Rajnish' Grinsen wird breiter.

RAJNISH:
„Wirklich nicht sehr klug, Evrana.“

Das Gemurmel wird lauter. Eve starrt ihn wortlos an.
Xena wirft einen etwas nervösen Blick zu den Einwohnern auf der Stadtmauer und tritt vor.

XENA:
„Erstens ist ihr Name Eve. Und zweitens... Ich dachte, du wolltest mit mir kämpfen und nicht mit einer Friedenspredigerin plaudern?“

Rajnish wirft ihr einen gelangweilten Blick zu.

RAJNISH:
„Immer mit der Ruhe. Ich hab Zeit für beides.“
(wieder an Eve gewandt)
„Sag mal, hast du deinen Freunden...“
(Blick zu den Stadtbewohnern)
„...von deinen Heilkünsten erzählt? Die, die du auf mich angewandt hast?“

Ein leichtes Klirren ertönt als Xena ihr Schwert zückt. Rajnish stockt und schaut die grimmig dreinblickende Kriegerprinzessin unwirsch an. Dann zuckt er mit den Schultern und zieht ebenfalls sein Schwert heraus.

RAJNISH:
„Na schön, bringen wir's hinter uns.“

Augenblicklich wird es wieder vollkommen still.


- Ausblendung; Aufblendung zu: -

VOR DER STADT

Einige Sekunden lang beäugen sich Kriegsherr und Kriegerprinzessin. Auf beiden Gesichtern liegt ein entschlossener, harter Ausdruck. Mit langsamen Schritten bewegen sie sich im Kreis ohne den Blick von ihrem Gegenüber zu wenden, die Schwerter halb erhoben.
Und beinahe gleichzeitig greifen sie dann den Gegner an.

Rajnish ist gut. Sehr gut. Seine Bewegungen sind geschmeidig, seine Angriffe präzise und rasch. Xena hat beinahe Mühe sie abzufangen. Auf dem Gesicht der Kriegerprinzessin liegt ein Ausdruck von Konzentration.
Es ist ein sehr ausgeglichener Kampf. Zunächst.

Eve schaut dem Kampf mit wachsender Unruhe zu. Es scheint, als sei für Rajnish das alles hier nur ein Spiel. Er hat nicht nur keinerlei Probleme, die Angriffe ihrer Mutter abzuwehren, seine eigenen Angriffe scheinen ziemlich halbherzig... Als würde er sich zuerst etwas aufwärmen, bevor er zum vernichtenden Schlag ansetzt...

Angespannt verfolgt auch Gabrielle jede Bewegung ihrer Freundin. Rajnish ist ein unerwartet guter Kämpfer. Nervös fährt ihre Zunge über die trockenen Lippen.
Der Kampf wird immer heftiger. Noch schafft es die Kriegerprinzessin, ihren Gegner abzuwehren, aber es wird klar, dass früher oder später der Kampf negativ für Xena enden wird, wenn nicht vorher etwas geschieht. Rajnish ist mehr als einfach ein guter Kämpfer...
Auf Eves Gesicht liegt ein gequälter Ausdruck.

EVE:
(flüsternd)
„Nein...“

Die Friedenspredigerin spürt eine Bewegung aus den Augenwinkeln und wendet den Kopf, um zu sehen, wie Gabrielle sich, ohne den Blick von Rajnish abzuwenden, langsam bückt und geräuschlos die Sais aus den Halterungen an ihren Stiefeln nimmt.
Langsam richtet sich die Kriegerbardin wieder auf, die Sais wurfbereit in den Händen und ohne dabei den Blick von Rajnish zu lassen.

Eves Blick wird nachdenklich und traurig.

EVE:
(ganz leise)

„Gib mir ein Zeichen, Eli. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

Sie schaut zum Himmel, als ob sich dieser auf einmal öffnen und irgendwelche Wesen ihnen zur Hilfe kommen könnten. Aber natürlich geschieht nichts.
Darauf blickt wieder zu ihrer Mutter. Langsam beginnt deren Abwehrkraft nachzulassen, Rajnish hingegen scheint sich nach wie vor nur aufzuwärmen.

EVE:
„Eli, hilf ihr...“

Sie hat es zwar nicht allzu laut gesagt, aber doch laut genug dass der Kriegsherr es gehört hat.
Er hält für einen Augenblick inne und blickt stirnrunzelnd zur Friedenspredigerin. Diesen winzigen Moment der Ablenkung nutzt Xena sofort aus und es gelingt ihr, ihn am Arm zu verwunden.

Wütend schreit der Krieger auf und tritt einen Schritt zurück. Er wirft einen Blick auf die Wunde.
...oder auf die Stelle wo gerade noch eine Wunde gewesen war.

Xena reisst überrascht die Augen auf, ebenso wie Gabrielle und Eve.
Die Kriegerprinzessin hat den Heerführer eindeutig verwundet. Aber ebenso eindeutig ist, dass sich die Wunde in Sekundenschnelle geschlossen hat. Und dass Rajnish jetzt wirklich wütend und somit zu einer vernichtenden Gefahr geworden ist.
Erschrocken merkt Eve, dass ihre Mutter dem Kriegsherrn, jetzt wo dieser mit der richtigen Attacke einsetzt, eindeutig unterlegen ist.


- Ausblendung; Aufblendung zu: -

VOR DER STADT

Unbewusst ballt Eve die eine Hand zusammen. Ihr Herz schlägt rasch. Sie hat Angst. Angst um ihre Mutter. Ihr Blick wandert zu Gabrielle. Xenas Seelenverwandte hält die Sais so fest umklammert, dass die Knöcheln weiß hervortreten. Eve merkt, dass es hinter der Stirn der Kriegerbardin fieberhaft arbeitet, dass sie nach einem Ausweg sucht.

In diesem Moment schlägt der Heerführer der Kriegerprinzessin mit einem einzigen Schlag das Schwert aus der Hand und wirft sie mit einem Stoß, derart rasch, dass die Kriegerin ihm nicht mehr ausweichen kann, einige Meter weg. Hart schlägt Xena auf dem Boden auf und bleibt benommen liegen.

Eve hält den Atem an. Neben ihr macht Gabrielle einen Schritt nach vorne.
Mit einigen raschen Schritten ist Rajnish bei der Kriegerprinzessin angelangt, welche gerade die Benommenheit abzuschütteln versucht. Mit einem spöttischen Grinsen hebt der Kriegsherr sein Schwert um zuzustoßen. Xena schaut sich nach ihrem Schwert um. Es liegt einige Meter von ihr entfernt und ist somit im Moment für sie unerreichbar. Die Miene der Kriegerprinzessin wird hart. Ihre Hand wandert zur Seite, um das Chakram zu fassen.

Aber bevor sie irgendetwas machen kann, zerreisst ein Schrei die Stille.

Mit einem Kampfschrei rennt Eve auf den Kriegsherrn zu, nimmt dabei das Schwert ihrer Mutter vom Boden auf und landet dann mit einem Salto hinter ihm. Ehe er reagieren kann, bringt sie ihn, durch einen gezielten Schlag auf das Handgelenk, dazu, das Schwert fallen zu lassen und als er sich umdreht, wirft sie ihn durch einen weiteren Schlag zu Boden. Sie legt die Spitze des Schwertes an Rajnish' Hals.


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