Kapitel 1: Vorbereitungen
- Einblendung -

ANANDAS HAUS -- FRÜHE NACHT

EVE:
„...Mitunter fragte ich mich, ob ich wirklich das Richtige tat. Ob vielleicht diese Menschen,
die den totalen Pazifismus als übertrieben und nutzlos ansahen, doch Recht hatten. Man
kann auch in Frieden leben ohne gleich derart extrem zu sein. Andererseits ist Elis Lehre
ja deshalb so schwer zu folgen, weil sie so... vollkommen ist. Eli hat nie behauptet, der
Weg der Liebe sei einfach.“

(sie blickt Gabrielle an)

„Mit der Zeit war ich selbstsicherer geworden. Vor allem während der Zeit hier in Indien
hatte ich gespürt, dass ich das Richtige tat. Sicherlich hatte auch geholfen, dass hier
kaum jemand Livia kennt. Somit gehen die Menschen viel unbefangener mit mir
um. Für sie bin ich einfach nur Eve, die Frieden predigt. Und sie sind allgemein
viel zugänglicher für Elis Lehre. Ich bin sogar Leuten begegnet, die Eli selber noch
gekannt hatten. Auch wurde ich stets freundlich aufgenommen. Und ich war
dankbar dafür.
Aber jetzt, mit diesem Kriegsherr... Jetzt sind die Zweifel wieder da.
Ein Kriegsherr im Indus-Tal. Dem nur Krieger Einhalt gebieten können. Krieger,
die es hier nicht gibt...“

Eine Weile lang schweigen alle drei. Dann räuspert sich die Kriegerprinzessin und setzt dazu an, etwas zu sagen, als Eve -die noch nicht aufgeschaut hat- weiterredet.

EVE:
„ Aber ich greife vor..
Jedenfalls... Dank meinen kämpferischen Fertigkeiten war es mir möglich gewesen,
mich durch einen Salto aus dem Ring der aufgebrachten Menge zu befreien und
- bevor diese reagieren konnte - zu fliehen. Zum Glück wurde ich nur bis zum
Dorfrand verfolgt, dann haben die Leute von mir abgelassen. Auch wenn ich im
Grunde ohne Probleme mit ihnen fertig hätte werden können, wenn ich gewollt hätte.
Es waren nur aggressive Rüpel, keine echten Kämpfer...
Ich war etwas... entsetzt, um ehrlich zu sein. Eine derart heftige Reaktion hatte ich
nicht erwartet, schon gar nicht hier. Aber es hat nicht an meiner Predigt gelegen.
Oder zumindest nicht nur. Die Leute hatten Angst. Angst, die sich in Aggressivität
ausgedrückt hatte...“



- Schnitt zu: -

HEERLAGER, ZELT DES ANFÜHRERS

RAJNISH:
(erschrocken)

„...sie ist was?! Davon hattest du mir nichts erzählt! Du...“

STIMME:
„Beruhige dich! Gerade noch hast du es doch selber gesagt, sie ist nur eine Friedenspredigerin.
Nur eine erbärmliche Friedenspredigerin. Was kann die schon Ernsthaftes gegen mich...
gegen uns ausrichten?! Nichts!“


RAJNISH:
„Und jetzt soll ich beruhigt sein? Evrana unverletzbar... Was, wenn sie sich doch
noch entscheidet zu kämpfen?!“


STIMME:
„Sollte sie von ihrem Weg als Elis Botschafterin abweichen, wird sie den Schutz verlieren
und wir werden sie töten können. Außerdem glaubt die doch selber nicht daran,
dass sie Evrana ist.“

Rajnish blickt nicht allzu überzeugt drein.

RAJNISH:
„Dennoch... Das beunruhigt mich jetzt. Und zusätzlich plauderst du dann mit ihr
über die Angriffsart... Warum? Ich meine, ich weiß, uns kann es egal sein, ob
die Einwohner irgendeine Verteidigung aufbauen oder nicht. Aber musstest du
Evrana alles brühwarm erzählen?“


STIMME:
„Ich habe doch nur die halbe Wahrheit gesagt und außerdem wusste ich, dass Xena
und Gabrielle uns zuhörten. Sie hatten vorher das Lager inspiziert.“


RAJNISH:
„Xena und Gabrielle? Du meinst... diese zwei Frauen? Was bringt es, wenn
zwei weitere Stadtbewohnerinnen Details über den Angriff wissen?“


STIMME:
„Das waren keine zwei weitere Stadtbewohnerinnen. Das waren zwei Kriegerinnen.“

RAJNISH:
„Was?! Und du...“

STIMME:
„Lass mich doch ausreden!“
(verächtlich, wütend)
„Ich kenne die Beiden...“
(kurze Pause)
„Sie werden kein Hindernis sein, mach dir da mal wirklich keine Sorgen.“
(ein grausames Lachen erklingt)
„Sie sind zwar gut, aber glauben es mit vier, fünf Dutzend Männer zu tun zu haben.
Da werden sie noch unangenehm überrascht werden. Sowieso, was immer sie auch
unternehmen, ich werde davon erfahren. Und außerdem gehört das genau
zu meinem Plan.“





- Schnitt zu: -

ANANDAS HAUS -- SPÄTER

EVE:
„...Ich weiß nicht recht... Für einen Augenblick lang, hatte ich das Gefühl, sie sei es.
Irgendwie... sie hatte so etwas an sich... Ich habe so eine... regelrecht mächtige Aura
gespürt die von ihr ausgegangen ist... Und sie hat so seltsam geredet. 'Auf einer
Mission unterwegs'... Natürlich, sie sah nicht gerade wie eine Kriegerin aus, aber das
musste nichts heißen. Als ich sie dann indirekt nach Evrana gefragt habe, schien sie
jedoch nichts von dem ganzen zu halten...
Aber eine gewöhnliche Reisende war sie auf jeden Fall nicht. Nicht nur dass sie
seltsam... herumphilosophiert hat. Woher hat sie meinen Namen gewusst? Ich hatte
ihn nicht genannt! Und über ihre Worte beim Abschied zerbreche ich mir immer
noch den Kopf. Oder warum sie mir heimlich diesen Anhänger zugesteckt hat... Ich
habe ihn erst vorher beim Auspacken der Tasche entdeckt...“

Ihre Hand fasst eine Kette um ihren Hals, deren Anhänger die Form eines Fisches hat. Das Zeichen der Elianer. Sie schaut in Gedanken versunken zu Boden

Ananda sitzt jetzt mit den dreien. Sie wirken alle ernst und nachdenklich.
Die Bardin räuspert sich schließlich.

GABRIELLE:
(langsam, nachdenklich)
„Also, Zusammenfassung der Situation:
Diese Stadt und vermutlich das gesamte Industal werden von einem Kriegsherr bedroht,
der jedoch ein verhältnismäßig kleines Heer hat und zurzeit zudem noch verwundet,
folglich für die nächsten Tage außer Gefecht gesetzt ist. Dennoch droht er, diese Stadt
in zwei Tagen anzugreifen und somit den Wortlaut einer Prophezeiung zu erfüllen.
Eine Prophezeiung, die den Tag des ersten Angriffs festlegt und auch sonst vor ihm warnt.
Und die besagt, dass er nur durch eine gewisse 'Evrana' besiegt werden kann. Etwas,
was deswegen merkwürdig ist, weil, wie gesagt, das Heer nicht sonderlich groß ist.
Außerdem ist diese 'Evrana' nicht aufgetaucht.“

(nachdenklicher Blick zu Eve)

„Wenn man mal die Tatsache, dass Rajnish diese Figur in dir sieht, übergeht...
Und nicht nur er...“

Auch Xena mustert ihre Tochter nun für wenige Sekunden. Dann schüttelt sie leicht den Kopf.

XENA:
„Betrachten wir das Ganze doch mal wirklich nüchtern, ohne die Sache mit der
Prophezeiung. So wie ich die Situation sehe sind da keine großen Offenbarungen nötig.
Rajnish ist menschlich, verletzbar und das Einzige, was an der Situation übernatürlich
ist, -wenn man es denn so nennen will- dass überhaupt eine Prophezeiung existiert.“


ANANDA:
„Was denkst du also, sollen wir tun?“

XENA:
(Blick zu Ananda, langsam)
„Angesichts der Größe des Heers könnten wir es mit ein paar Tricks etwas zermürben,
sodass es die Idee von Überfällen aufgibt. Allerdings...“

(schaut nachdenklich drein)
„...denke ich nicht, dass das die bessere Option ist. Die Einwohner hier haben Angst.
Rajnish hat dafür gesorgt. Angst kann eine mächtige Waffe sein. Wie ich vermutet
hatte, baut er sogar den Angriff darauf auf. Die Einwohner haben solche Angst, dass
ihnen gar nicht bewusst werden wird, wie klein das Heer ist. Und da ist ja noch
die Prophezeiung.“


„Sie lässt Rajnish irgendwie unbesiegbar erscheinen. Wenn wir einfach selber ein
paar Köpfe einschlagen, wird die Bevölkerung in uns wahrscheinlich irgendwelche
Göttinnen sehen und es besteht die Möglichkeit, dass Rajnish einfach abwartet bis wir
weg sind und dann erneut angreift. Nein, wir müssen die Einwohner dazu bringen,
sich selber verteidigen zu können. Rajnish ist bloß ein größenwahnsinniger
Kriegsherr, durchaus menschlich und verletzbar und das müssen sie begreifen.“


EVE:
(unterbricht ihre Mutter)
„Ich glaube nicht, dass er einfach größenwahnsinnig ist. Ich habe das Gefühl, er weiß
genau was er tut.“


XENA:
„Nun ja, ein gewisses Risiko gibt es schon, aber du hast doch selber seine
Verwundungen gesehen. Er ist kein Gott. Sein Heer ist klein und er hat selber gesagt, es
wäre sein ganzes Heer. Nicht dass ich ihm nicht zutraue zu lügen, aber weswegen sollte
er dich anlügen, schließlich hast du ihn nicht gezwungen irgendwas zu sagen. Wir
sollten es schaffen, die Einwohner in der Zeitspanne eines Tages für die Abwehr
des Angriffes vorzubereiten. Er weiß nicht, wer wir sind; er ahnt nicht, dass sich
tatsächlich Kriegerinnen in der Stadt befinden. Deswegen ist er ja auch so nachlässig.“


EVE:
„Aber auch wir sollten ihn nicht unterschätzen.“

Gabrielle wirft Eve einen Blick zu und nickt zustimmend.

GABRIELLE:
„Ja. Egal wie verhältnismäßig klein sein Heer und wie schwach seine Bewaffnung ist, ich
habe das Gefühl, er ist ein ernsthafter Feind...“


XENA:
„Irgendwas Besonderes ist schon da, er ist äußerst selbstsicher. Geradezu zu selbstsicher.
Aber wir könnten das Lager beobachten lassen und wenn wir sehen, dass weitere Männer
kommen oder er doch irgendwelche Waffen hat, mit welchen er uns wirklich gefährlich
werden könnte, werden wir das Problem anders lösen.“


GABRIELLE:
„Einverstanden.“

Eve scheint hingegen noch unüberzeugt zu sein, aber protestiert nicht.

GABRIELLE:
(zu Ananda)
„Könntest du die Stadtanführer noch heute informieren? Am besten, sie sollen - auch wenn es
schon spät ist - Boten durch die Häuser schicken mit der Nachricht, dass... morgen früh mindestens
ein Mitglied aus jeder Familie im Gemeindehaus eintreffen soll. Dann werden wir das weitere Vorgehen erläutern.“

Ananda nickt und geht hinaus.
Eine Weile lang bleibt es still im Raum. Schließlich steht Xena auf.


XENA:

„Lasst uns jetzt schlafen gehen, morgen werden wir einen langen Tag haben.“

Niemand widerspricht.


- Schnitt zu: -

HEERLAGER, ZELT DES ANFÜHRERS

RAJNISH:
„Dein Plan? Du hast mir nur gesagt, dass du Rache nehmen willst und hast mir die Sache
mit der Prophezeiung grob erklärt. Glaubst du nicht, dass ich mehr erfahren könnte?
Immerhin waren diese Wesen vorhin im Wald nicht ganz ungefährlich. Sie hätten
mich töten können!“


STIMME:
(einerseits ein Lachen unterdrückend, andererseits nervös)
„Was habe ich damit zu tun, wenn dich ein paar Affen mit einer Bananenstaude verwechseln?“

RAJNISH:

„Es waren keine Affen! Es waren... ich weiß es nicht genau, aber sie waren eine Art
Mischung aus Affen und Menschen. Sie...“


STIMME:
„Menschenaffen? Du hast Phantasie; mach dich nicht lächerlich. Als nächstes behauptest du,
du wärst Hanuman persönlich begegnet!“


RAJNISH:
„Ich habe es mir nicht eingebildet! Du hast mächtige Feinde, und als dein Verbündeter bin
ich nun auch Zielscheibe deiner Gegner. Und ich weiß nicht, wer genau deine Gegner sind
und wie gefährlich sie sind.“


STIMME:
(spottend)
„Ja, meine schlimmsten Feinde sind durchgedrehte Affen. Nun weißt du es.“

RAJNISH:
„Es waren keine Affen!“
(Misstrauen erscheint auf seinem Gesicht)
„Du verheimlichst mir einiges. Das gefällt mir nicht.“

STIMME:
„Du hast dir darüber keine Gedanken zu machen.“

RAJNISH:
„Ach ja? Ich dachte, wir wären Verbündete?“

STIMME:
„Es war nie davon die Rede, dass ich dir alles erklären müsse.“

RAJNISH:
„Ich will es aber wissen! Immerhin lasse ich es zu, dass du meinen Körper benutzt...“

STIMME:
(drohend)
„... und als Gegenleistung stelle ich dir meine Krieger zur Verfügung und verschaffe dir gewisse...
göttliche Vorteile! Wage ja nicht zu vergessen, wer ich bin!“


RAJNISH:

„Das tu ich auch nicht. Aber...“

STIMME:
„Genug! Ich habe bereits vorher gesagt, es gibt genug andere, die ohne derartige
Ansprüche bereit wären, ein Bündnis mit mir einzugehen.“


RAJNISH:
„So kurzfristig? Es sind gerade noch zwei Tage bis zum 100. Tag nach der
Sonnenfinsternis. Und falls du bis dahin niemanden findest...“


STIMME:
(langsam)
„Du willst mir drohen? Du mickriger Schwächling willst mir drohen?“

Die Stimme scheint immer näher an Rajnish heran zu kommen, obwohl niemand zu sehen ist.

STIMME:
„Sieh an, sieh an. Ein Sklave, der sich höher als sein Herr fühlt.“

RAJNISH:
(wütend)
„Du...“

STIMME:
(unberührt)
„Ohne mich wärst du ein Nichts. Hörst du? Ein Nichts. Geh doch mit deiner
Handvoll Möchtegern-Krieger und versuch doch, die Stadt anzugreifen! Du würdest
nicht mal einem Kleinkind Angst machen. Eine armselige...“


RAJNISH:
(noch wütender)
„Du...“

STIMME:
„...verabscheuungswürdige Kreatur, der gewisse Sachen wohl zu hoch zu Kopf gestiegen
sind. Ein mickriger Wurm, den ich unter meinen Füßen zertreten kann!“


RAJNISH:
„Du...“

STIMME:
(abrupt)
„Spürst du den Hass?“

Rajnish starrt zu der Stelle wo die Stimme herkommt. Alle Zweifel sind aus seinem Gesicht verschwunden, in seinen Augen liegt nur noch blanker Hass.

Ein böses Lachen ist zu hören.

STIMME:
„Jaa, so gefällt es mir besser. Jetzt musst du diesen Hass nur noch auf die
Stadtbewohner konzentrieren, auf die Friedenspredigerin, auf... Xena. Die
Frau hat dich erniedrigt.“


RAJNISH:
„Aber doch nur, weil du mich nicht vorher heilen wolltest. Sonst hätte ich sie alle
drei mit einem Schlag nieder gemacht.“


STIMME:
„Sie hat dich dennoch erniedrigt. Eine Frau. Eine Frau hat sich über den Kriegsherrn
Rajnish lustig gemacht. Zusammen mit ihrer Begleiterin und einer...“

(verächtlich)
„...Elianerin. Und das, obwohl sie gewusst hat, wer du bist. Sie hat den Tod verdient.“

Langsam nickt der Kriegsherr.

RAJNISH:
(aufgebracht)
„Du hast recht... Ich werde sie töten. Ich werde jetzt gleich...“

STIMME:
„Halt! Sie läuft dir nicht davon. Sie wird in der Stadt sein und wohl versuchen den
armseligen Einwohnern zu helfen. Es dauert nicht mehr lange bis zum entscheidenden
Tag, zum Angriff auf die Stadt, und dann wirst du sie töten.“


RAJNISH:
(grimmig)

„Ich werde alle töten. Ich freue mich darauf. Und wenn sie Widerstand leisten noch
mehr. Mit deiner Hilfe werde ich sie alle wie Würmer zertrampeln. Ich werde die Stadt
dem Erdboden gleich machen. Sollen die anderen Städte und Dörfer des Indus-Tals sehen,
wer ich bin. Fürchten sollten sie meinen Namen. Keine Gefangenen. Keine Überlebenden.
Es soll ein Exempel werden. Und das wird erst der Anfang sein...“

Die Bösartigkeit und die Schadenfreude in seinem Gesicht sind nun noch grausamer als am Morgen, als er seine Männer beobachtet hatte.

STIMME:
„Erst der Anfang...“


- Schnitt -

STADT, GEMEINDEHAUS -- NÄCHSTER TAG, FRÜHER MORGEN

Obwohl der Raum voller Menschen ist, ist es so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören können. Alle starren gebannt zur einen Seite des Raumes, wo eine notdürftige Bühne aus Holzkisten aufgebaut worden ist. Darauf befinden sich, neben Xena, Gabrielle, Eve und Ananda, auch die Stadtanführer.

ANANDA:
„... und deshalb bitte ich euch, ihnen ohne zu zögern zu gehorchen; sie wissen was sie
tun und unser Leben kann davon abhängen. Aber wenn wir gut zusammenarbeiten,
können wir es schaffen.“

Sie tritt einen Schritt zurück und blickt die Kriegerinnen auffordernd an.

Xena tritt einen Schritt vor.

XENA:


„Also. Als Erstes...“


- Schnitt -

VOR DER STADT, ENTGEGENGESETZTE RICHTUNG DES HEERLAGERS -- MITTAG

GABRIELLE:
„...Ihr müsst es so heben... Dann... schwingen...“
(Während sie spricht, vollführen ihre Hände das Gesprochene an der Steinschleuder aus.)
„Sobald es eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hat - und zu spüren wann es soweit ist,
ist das, was wir erstmal üben werden- lasst ihr das eine Ende los. An der Treffsicherheit
werden wir später noch arbeiten; die kann, abhängig von der Rüstung der Angreifer,
sehr wichtig werden.“

Der Stein fliegt aus der Schleuder und direkt mitten an die Stirn der an der Stadtmauer lehnenden Stoffpuppe.
Ein bewunderndes Gemurmel ist zu hören. Gabrielle wendet sich zu den rund drei Dutzend Menschen, Frauen und Männer, die ihr zuschauen.

GABRIELLE:
(ernst)
„Es erfordert sehr viel Übung, mit dieser Waffe korrekt gut umgehen zu können. Wir
jedoch haben nur ein paar Stunden Zeit. Ich brauche also eure volle Konzentration. Vor
allem am Anfang ist Vorsicht angesagt, damit niemand verletzt wird. Deswegen werde
ich erst mal kurz mit jedem einzeln arbeiten und die anderen schauen zu.“


Eine Frau tritt aus dem Stadttor und geht auf die Kriegerbardin zu. Sie trägt einen kleinen Korb.

FRAU:
(zu Gabrielle)
„Hier sind die angefertigten Steinschleuder, Kriegerin.“

Einen Moment lang sieht Gabrielle die Frau mit einem undeutbaren Blick an, dann schaut sie kurz in den Korb und nickt zufrieden.

GABRIELLE:
„Mein Name ist Gabrielle. Danke, verteile sie doch bitte an die anderen.“

Sie schaut die kleine Menschenmenge an und deutet wahllos auf einen Mann, der zufällig einer der Stadtanführer ist.

GABRIELLE:
„Daud, ich fang mal mit dir an. Komm.“


- Schnitt zu: -

ANDERER STADTTEIL -- ZUR SELBEN ZEIT

Ein leises Zischen ist zu hören. Lebhaft züngelt die Schlange mit ihrer dunklen, gespaltenen Zunge, verblieb ansonsten aber beinahe reglos.

MANN:
„...Sie wird oft mit ihrer giftigen Artgenossin verwechselt, da der Unterschied
nicht leicht ersichtlich ist.“

Eve nickt zufrieden.

EVE:
„Gut. Wie viele hast du davon?“



MANN:
„Drei. Es befinden sich aber noch mindestens zwei weitere Fakire in der Stadt. Und wenn du
willst, habe ich auch noch giftige...“


EVE:
(kopfschüttelnd)
„Keine Giftigen. Ungiftige Schlangen genügen, um unter 50 Männern etwas Panik zu erregen,
so dass die anderen es leichter mit der Kampfarbeit haben.“

MANN:
„Aber wieso nicht? Die Prophezeiung...“

EVE:
(fällt ihm ins Wort)
„...die Prophezeiung solltet ihr wirklich mal außer Acht lassen. Rajnish' Männer sind
keine unsterblichen Krieger und Xena und Gabrielle tun bereits ihre Arbeit, damit dieses
Heer sehr rasch von solchen Überfällen ablässt.“

Sie steht auf. Dabei fährt ihre Hand unbewusst zum Anhänger ihrer Halskette. Kurz blickt sie herunter, zum Fisch, dem Zeichen der Eli-Anhänger.



EVE:
„Sobald die entsprechenden Fallen gebaut sind, werde ich die Schlangen abholen kommen.“

Ihr Blick schweift über die verschiedenen Gegenstände im Raum und bleibt an einem Nagelbrett haften. Auf ihrem Gesicht erschien ein nachdenklicher Ausdruck.


- Schnitt zu: -

HEERLAGER -- SPÄTER NACHMITTAG

Der Dolch fliegt durch die Luft und blieb zitternd einen fingerbreit neben der Einzeichnung in Baum stecken. Gejohle ist zu hören während ein weiterer Krieger, nach einem kurzen Konzentrationsmoment, seinen Dolch wirft. Dieses Mal bohrt sich die Waffe zwei Zentimeter neben der Markierung in den Baum. Das Gejohle wird lauter.
Mit einem leichten Kopfschütteln wendet sich Rajnish wieder seinem Zelt zu. Kaum dass er eingetreten ist, kommt von außerhalb des Lagers ein Mann, in den Kleidern eines einfachen Stadtbewohners, und steuert direkt auf das Zelt des Anführers zu.



- Schnitt -

HEERLAGER, RAJNISH' ZELT

Er betritt das Zelt und geht auf Rajnish zu. Leise sagt er etwas zu ihm.

Ein fieses Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Heerführers.

RAJNISH:
„Ich muss zugeben, an Phantasie mangelt es ihnen nicht. Und wenn ich nur diese...
Dummköpfe da draußen als Heer hätte, würden die sich wohl wirklich durch ein paar
blöde Fallen und ein paar Steine in die Flucht vertreiben lassen. Aber dem ist
ja nicht so.“

(zum Krieger)
„Du kannst gehen.“

Der Mann nickt und verlässt das Zelt.


- Ausblendung -